Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Kuwait hat sein Öl, Südafrika seine Diamanten, und wir, ja wir haben unsere Geschichte. Sex sells, Nazis eben auch. Bruno Ganz freut sich ganz öffentlich, dass er wenigstens als Hitler auf den Spiegel-Titel kam. Jetzt nimmt sich die Volksbühne mit gewohnter Diskursschärfe (und gewohntem Sarkasmus) der Sache an und lädt zum großen NS-Unterhaltungsabend, „Goodbye, Adolf Hitler!“, der ultimativen Show mit Christoph Schlingensief, Jürgen Kuttner, Sophie Rois und vielen anderen. Hinterher diskutieren im Roten Salon Klaus Theweleit, Jens Jessen und Mischa Brumlik. Kaum war der Krieg zu Ende, brach nicht nur der Kalte Krieg, sondern auch der Beziehungskrieg aus, jedenfalls im Westen. Einer der Ersten, der dieses bedeutende Krisengebiet des 20. Jahrhunderts dramatisch erforschte, war Edward Albee. Am Deutschen Theater inszeniert Jürgen Gosch sein berühmtestes Stück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, u. a. mit Corinna Harfouch und Ulrich Matthes. Zu den Premieren der Woche zählt auch Hans Neuenfels’ Inszenierung der zweiten Oper von Dmitri Schostakowitsch „Lady Macbeth von Mzensk“, die 1932 auf dem Höhepunkt des Stalin-Terrors entstand. Weil Schostakowitsch darin die Unvereinbarkeit von individuellen Lebensentwürfen mit der sozialistischen Gesellschaftsutopie bis in seine ausgesprochen bitteren Konsequenzen thematisierte, wurde die Oper verboten und erst 30 Jahre später wieder aufgeführt, nach gravierenden inhaltlichen und musikalischen Eingriffen. Neuenfels’ Inszenierung in der Komischen Oper liegt die Originalfassung zu Grunde. Poetischer geht es wahrscheinlich ab Donnerstag in den Sophiensælen zu, wo Astrid Griesbachs Theater des Lachens unterstützt von drei mexikanisch-deutschen Musikern eine höchst eigene Version von Schillers Königinnendrama „Maria Stuart“ präsentiert.