Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der Frühling ist da, die Wiesen werden grüner – in manchem werden vielleicht Gedanken an die Fußball-WM im nächsten Jahr wach. Zur Einstimmung könnte die nächste Produktion in den Sophiensælen dienen, die sich mit dem Thema befasst. Moderne Fußballprofis sieht der brasilianische Choreograph Aloisio Avaz wie Überikonen im Zeitalter der Ich-AG auftreten, flexibel sowohl in der Übernahme von Aufgaben als auch in der Anpassung im jeweils bestzahlenden Team. Avaz hat mit seinen Stücken über die Massenpsychologie von Plätzen und Paraden auch deutsche Theatermacher wie Sebastian Nübling inspiriert. Seine neue Choreographie „Kick fürs Leben“ spielt in einem echten Street-Soccer-Käfig, der im Festsaal der Sophiensæle installiert wird. Um einen reduzierten Raum, der die Bewegungsfreiheit einschränkt, geht es auch in der neuen Choreografie von Sharon Paz. „How long“ experimentiert mit verschiedenen Arten von Trennungen, die durch Mauern, Kleidung, Räume, Wohnungen oder Plätze entstehen, und kombiniert zu diesem Zweck Video, Tanz und Performance. Oder vielleicht das: Sie kommen in einen Club, an der Garderobe geben sie ihren Mantel ab und ihre Identität gleich mit. Eine freundliche Dame gibt ihnen ein Gorilla-Kostüm und teilt ihnen eine Identität als Affe zu. In ihrer neuen Performance „King Kong Club“ spielt die deutsch-britische Truppe Gob Squad in gewohnt poetischem Eigensinn mit den Ängsten vor einer geklonten Gesellschaft. Im Maxim Gorki Theater nähert sich die DDR-Retrospektive ihrem Höhepunkt, der Staatsgründung nämlich, die am 9. April mit einem zünftigen Abschiedsfest begangen wird. Vorher lohnt sich an diesem Sonntag noch ein Besuch im Jahr 1951, als das Ministerium für Volksbildung der DDR zusammen mit Bert Brecht und Paul Dessau die Oper „Die Verurteilung des Lukullus“ schrieb.