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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Don’t trust anyone over Thirty“: Staatsoper, 14. 6.
„Berlin Alexanderplatz“: Palast der Republik, 16.–18. 6.

Die Spielzeit geht zur Neige, die Theater bereiten sich auf die Sommerferien vor. Manche fangen mit dem Theaterspielen aber jetzt erst richtig an. Zum Beispiel das Hexenkessel Hoftheater, am Oststrand im Monbijoupark gelegen. Dort wird die Spielzeit mit „being Othello“ nach Shakespeare eröffnet. Darin wird es um Mobbing auf internationalem Parkett, um globale Katastropheneinsätze und um fragwürdige Missionen zur Rettung der freien Welt gehen. Aber weil wir bei Shakespeare sind, geht es natürlich auch um Liebe und einen Mord aus Eifersucht. In den Sophiensaelen kann man sich ab Donnerstag mit Werten und Visionen des Alters befassen, unter anderem mit unorthodoxen Möglichkeiten der Altersvorsorge bei leeren Rentenkassen. Sandra Strunz versucht nämlich, in ihrem Stück „Vabanque“ Rentnern von morgen den Banküberfall als Alternative zur Altersarmut nahe zu bringen. Mit dem Alter befasst sich auch ein spektakuläres Gastspiel in der Staatsoper Unter den Linden, das leider nur noch heute Abend zu sehen ist. In ihrer Marionettenrockoper „Don’t trust anyone over thirty“ lassen Dan Graham und Tony Oursler nämlich einen 24-jährigen Rockmusiker Präsident der Vereinigten Staaten werden und dann die gesamte Bevölkerung über 30 in ein Umerziehungslager stecken. Visionen, Werte, Alter und Jugendwahn, kurz, die Theaterthemen der Wochen kommen auch im Theaterabend „The Voices“ vor, mit dem Forced Entertainment noch bis Donnerstag im Prater gastiert. Das Theaterereignis der Woche findet in der Ruine des Palastes der Republik statt: Hierhin, also zwischen rohe Stahlträger und verrottete Träume von einem besseren Deutschland, hat Frank Castorf seine im Jahr 2001 für das Zürcher Schauspielhaus entstandene Bühnenversion von Alfred Döblins Großstadt-Roman „Berlin Alexanderplatz“ verlegt.

„Vabanque“: Sophiensaele, 16.–19. 6.
„being Othello“: Hexenkessel Hoftheater, ab 19. 6.