Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Ostern steht vor der Tür und die Bühnenhighlights sind diese Woche gut versteckt in den Spielplänen unserer Bühnen. Da ist zum Beispiel an der Volksbühne Johan Simons Inszenierung von „Die zehn Gebote“. 1988, also kurz bevor der Kalte Krieg zu Ende ging (was damals freilich keiner ahnte), beschrieb der polnische Filmregisseur Krzysztof Kieslowski in „Dekalog 1–10“ eine Welt ohne Gebote. Und die Tatsache, dass es eigentlich elf Gebote geben sollte, das Gebot „Liebet einander“ jedoch fehlt, weshalb die Menschen auf der Suche nach Liebe die Gebote immer wieder unbewusst übertreten. Simons stellt fast zwanzig Jahre später in seiner Theaterbearbeitung in einer völlig veränderten Welt die Frage nach Werten und Religion neu. Einen religiösen Körperkult beschreibt der Schauspieler und Regisseur Joachim Meyerfeldt in seinem neuen Stück „Marathon: 2 Stunden, 4 Minuten, 55 Sekunden“, in dem er im Gorki Theater u. a. der Frage nachgeht, weshalb Menschen fürs Laufen ihr Leben riskieren. Mit „Augusta“ steht diese Woche in der Schaubühne mal ein kleines schmutziges Stück von Richard Dresser auf dem Programm, in dessen Zentrum der Regionalchef eines Putzunternehmens steht. Rafael Sanchez inszeniert die deutschsprachige Erstaufführung. Im Theater am Kurfürstendamm gibt des Dario Fos und Franca Rames Beziehungskomödie „Offene Zweierbeziehung“. Ein ganz normales „68er“-Pärchen ist in die Jahre gekommen. Die Kinder sind groß, der Mann geht fremd, die Frau leidet. Da hilft auch die ganze sexuelle Revolutionsrhetorik nicht. Das Osterei der Woche findet sich ab heute bei den Wühlmäusen am Theodor-Heuss-Platz, nämlich die Berliner Premiere von Roger Willemsens erstem Soloprogramm „Und du so?“, in dem es nicht nur um die Schönheit des Herrn Willemsen, sondern auch um die Schönheit des Scheiterns geht.