: Woche der langen Messer
■ Massaker in Wohnheim / Winnie Mandela droht mit bewaffnetem Kampf / ANC-Funktionäre kriminalisiert
Johannesburg (afp/ap/taz) - Nach einer Woche blutiger Auseinandersetzungen in schwarzen Wohnorten um Johannesburg glaubten Polizei und Militär, „die Lage endlich unter Kontrolle zu haben“, wie ein Polizeioffizier erklärte - bis es gestern neue Horrormeldungen gab. Ein Zulu-Kommando soll in einem Wohnheim im Township Kwathema 21 Wanderarbeiter mit Maschinengewehren erschossen haben.
Annähernd 400 Menschen kamen damit bei Auseinandersetzungen zwischen vorwiegend in Wohnheimen untergebrachten Anhängern der Zulu-Partei Inkatha und Sympathisanten des ANC um.
Dessen Funktionär Walter Sisulu wies am Wochenende die Forderung nach einem Treffen Nelson Mandelas mit Zuluhäuptling und Inkathachef Gatsha Buthelezi zurück. Das käme einer Kapitulation gleich. Winnie Mandela drohte gar damit, den bewaffneten Kampf, den der ANC am 6. August suspendierte, wiederaufzunehmen.
Um zu zeigen, welche Macht er hat, ließ Präsident de Klerk die befristete Straffreiheit für drei führende Mitglieder des ANC nicht verlängern. Die beiden Mitglieder des Nationalen Exekutivkomitees des ANC Ronnie Kasrils, Mac Maharaj sowie der Generalstabsschef der Truppen des ANC, Chris Hani, waren im Mai aus dem Exil zurückgekehrt. Ihnen war mit 38 anderen ANC-Mitgliedern Straffreiheit zugesichert worden, die der anderen wurde nun verlängert. Im Juli hatte Hani für Furore gesorgt, als er meinte, der ANC würde eventuell mit Gewalt die Macht in Südafrika erobern, wenn die Verhandlungen über eine neue Verfassung abgebrochen würden. Hani lebt in dem „unabhängigen“ Homeland Transkei. Kasrils hält sich versteckt, während Maharaj unter der berüchtigten „Section 29“ in Isolationshaft sitzt.
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