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■ Wissenswertes über das SchaltjahrDonnerstag, 29. Februar

Im Jahre 46 vor unserer Zeitrechnung beauftragte Julius Caesar den griechischen Astronomen Sosigenes mit einer Kalenderreform. Der bis dahin bei den Römern übliche Kalender war recht unübersichtlich, wenn nicht gar chaotisch gewesen: Jedes zweite Jahr hatte man einen kurzen Extramonat einschieben müssen, um die Differenz zum Sonnenjahr auszugleichen.

Der griechische Gelehrte empfahl ein Jahr zu 365 Tagen, beginnend mit dem Frühlingsmonat März. Abwechselnd sollten die Monate je 31 Tage beziehungsweise 30 Tage dauern; der letzte Monat des Jahres, der Februar, 29 Tage. Da das Sonnenjahr aber exakt 365,25 Tage lang ist, wurde beschlossen, jedem vierten Februar einen Extratag zum Ausgleich hinzuzufügen.

Auch Augustus wollte einen eigenen Monat

Nur kurze Zeit hatte der neue Kalender Bestand. Im Jahre 8 vor unserer Zeitrechnung nämlich benannte Kaiser Augustus den sechsten Monat des Kalenders, den Sextilis, nach sich selbst um: Augustus. Wie Julius Caesar, nach dem der Monat Julius benannt war, wollte auch er einen eigenen Monat haben – einem Gott stünde das zu. Schließlich hatten auch Kriegsgott Mars und Göttervater Jupiter Maius ihre Monate; selbst Jupiters Gemahlin Juno verfügte über einen eigenen Kalenderabschnitt.

Das Problem bestand nun darin, daß der von Augustus gewählte Monat nach dem System des Sosigenes nur 30 Tage aufwies, wohingegen der von Julius Caesar 31 Tage hatte. Flugs wurde das System über den Haufen geworfen, dem August wurden ebenfalls 31 Tage zugeschrieben. Da das Kalendersystem hierdurch einen Tag zu lang wurde, zog man dem ohnehin schon um einen Tag kürzeren Februar einen weiteren Tag ab, so daß er nur noch 28 Tage aufwies. Erst seit einer weiteren Kalenderreform durch Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 fängt das neue Jahr mit dem 1. Januar an, der bisherige siebte Monat (september) wurde zum neunten, der achte (october) zum zehnten und so fort. Das System des Sosigenes wurde prinzipiell beibehalten und hat sich bis heute in den meisten Teilen der christianisierten Welt durchgesetzt.

Das Schaltjahr mit seinem Einschub eines Extratages hat also, wie die Geschichte des Kalenders zeigt, einen rein astronomischen Grund. Auch der Umstand, daß der Februar einen Tag weniger aufweist, liegt im Wesen des sosigenischen Kalenders. Daß er außerhalb des Schaltjahres gleich zwei Tage weniger aufweist, liegt an der Eitelkeit eines römischen Kaisers. Numinose Schlüsse auf irgendwelche Schicksalsverquerungen an diesem Tage sind völlig deplaziert: Der 29. Februar ist ein Tag wie jeder andere.

Völlig daneben liegen daher – wie üblich – all die Unkenrufe professioneller Hellseher und Wahrsager, die für den heutigen Schaltjahrtag Schreckliches prophezeien: Erdbeben, Springfluten, das Hereinbrechen des göttlichen Strafgerichts. Tröstlich hingegen, was die Astrologen zu künden haben: Durch ein Mars-Jupiter-Sextil würden die zu erwartenden Katastrophen wohl „nicht so schlimm“ ausfallen (Astrowoche). Darüber hinaus biete sich der 29. Februar für Behördengänge an – vor allem für Jungfraugeborene. Für Fischegeborene handele es sich gar um den besten Tag der Woche; Steinböcke fallen dagegen durch schlechte Laune auf. Durch das Venus-Neptun-Quadrat träten „verstärkte Spannungen im Sexualleben“ auf: Unbedingt kürzer treten müßten da alle Widder, Krebse und Waagen.

Alle vier Jahre wird das wohl zu machen sein. Colin Goldner

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