Wirtschaftliche Entwicklung: An Tegel soll Berlin genesen
Der Senat sieht das Flughafengelände als Herz künftigen Wachstums. Angedacht sind etwa eine Forschungs- und Produktionsschmiede für Elektromobilität sowie der Umzug der Beuth-Hochschule.
Das Flughafengelände in Tegel ist nach Ansicht von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) das größte Pfund für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. "Elektromobilität, Energie und neue Werkstoffe sollen das Profil von Tegel ausmachen", sagte der Senator am Mittwoch. "Wir sind im Zeitplan und in Gesprächen mit Unternehmen und einer Hochschule." Bei Letzterer dürfte es sich um die Beuth-Hochschule in Wedding handeln, die Interesse an einem Umzug nach Nordwesten bekundet hat. Sie muss sich wegen steigender Studierendenzahlen vergrößern.
Wolf hofft, dass sich auf dem 460 Hektar großen Gelände mit dem sechseckigen Terminalgebäude Forschung, Entwicklung und Industrie treffen. So könne Tegel nicht nur als Testbahn für Elektromobilität dienen, sondern auch als Produktionsstandort. Tegel wird Mitte nächsten Jahres zugunsten des neuen Großflughafens in Schönefeld dichtgemacht.
Grundsätzlich baut Wolf bei der Entwicklung auf den Bestand. "Ansiedlungen sind auch wichtig, doch das wesentliche Wachstum kommt aus dem Inneren." Folglich sei es nicht tragisch, wenn Siemens seine neue Infrastruktur-Sparte nicht hier ansiedeln will und Bayer den Standort teilweise verlässt. "Wir müssen das Potenzial nutzen, das wir haben", sagte der Senator bei der Vorstellung des jüngsten Wirtschafts- und Arbeitsmarktberichts am Mittwoch. Hier ansässige Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren ohnehin etwa viermal so viele Jobs geschaffen wie Neuansiedlungen.
Für das laufende Jahr hält Wolf trotz der globalen Risiken an seiner Wachstumsprognose von 3 Prozent fest. Er verwies darauf, dass die Industrie im ersten Halbjahr dieses Jahres 16,2 Prozent mehr Aufträge verzeichnet habe als im Vorjahreszeitraum - ein wichtiger Indikator.
Im Land sei von der Krise bisher wenig zu spüren, sagte der Senator - im Gegenteil: "Berlin holt auf." Seit 2005 sei die Wirtschaftsleistung der Hauptstadt doppelt so stark gewachsen wie im Bund. Allerdings war es zuvor jahrelang abwärts gegangen. Und auf dem Arbeitsmarkt macht sich der Trend bisher kaum bemerkbar: Im Jahresdurchschnitt 2010 ist Berlin bei der Arbeitslosenquote bundesweites Schlusslicht.
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