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Wirtschaft wächst wiederDie Vermessung des Wohlstands

Die deutsche Wirtschaft ist erstmals seit Anfang 2008 wieder gewachsen - doch die Zahlen des Bruttoinlandsprodukts sagen nichts über individuelle Lebensqualität.

Vernachlässigtes Kriterium für Wohlstand: der Wassersprung. Bild: dpa

Es ist wieder so weit. Die Experten im statistischen Bundesamt haben ihre Rechner mit Zahlenkolonnen gefüttert. Wie viel Geld haben die Deutschen in diesem Frühjahr in den Supermärkten und beim Friseur ausgegeben? Wie viel haben die Unternehmen in neue Maschinen und hat der Staat in neue Straßen investiert? Dazu werden die Exporte addiert, die Importe wieder abgezogen. Heraus kommt eine Zahl, die irgendwo in der Nähe von 600 Milliarden Euro liegt. Wie hoch genau das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des zweiten Quartals ist, werden die Statistiker am Donnerstag berichten (Ergebnis siehe Kasten). Und damit auch die Frage beantworten, wie tief die Deutsche Wirtschaft noch in der Krise steckt. Um wie viel Prozent ist das BIP geschrumpft? Oder ist es gar schon wieder gewachsen?

Wirtschaft wächst wieder

Der rasante Absturz der deutschen Wirtschaft ist gestoppt. Im Frühjahr hat sich die Wirtschaft überraschend schnell erholt und ist erstmals seit Anfang 2008 wieder gewachsen. Zum Vorquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 0,3 Prozent zu. Das meldete das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden. Zugleich fiel der Absturz im ersten Quartal mit minus 3,5 Prozent deutlich schwächer aus als zunächst berechnet (minus 3,8 Prozent).

Zum Wachstum trugen der private Verbrauch, die staatlichen Konsumausgaben sowie die Bauinvestitionen bei. Auch der Außenhandel stärkte das Wachstum, obwohl wegen der Flaute in der Weltwirtschaft die Nachfrage nach deutschen Exportgütern sank. Da die Importe aber stärker zurückgingen als die Exporte, gab es einen positiven Beitrag des Außenhandels. Viele Unternehmen bremsten das Wachstum, weil sie ihre Lager abbauten.

Die Wirtschaft kommt überraschend schnell aus dem Tal, viele Volkswirte hatten für das Frühjahr einen weiteren Rückgang des BIP prognostiziert. Dennoch steht die deutsche Wirtschaft wegen des dramatischen Einbruchs schlechter da als vor einem Jahr. Im Vorjahresvergleich sank das BIP um 7,1 Prozent, kalenderbereinigt allerdings nur um 5,9 Prozent.

Um acht Uhr wird die wichtigste Kennziffer der Industriegesellschaft auf den Bildschirmen an den Börsen und in den Redaktionen auftauchen. Und dann wird dort gerechnet. Liegt das BIP über den Prognosen oder darunter? Devisenhändler werden sich fragen, ob der Kurs des Euro sinken oder steigen wird. Wer mit Staatsanleihen handelt, wird sich die Frage stellen, ob es sich weiter lohnt, Deutschland neues Geld zu leihen. Und die Politiker bereiten ihre Statements vor. Die jeweiligen Wachstums- oder Schrumpfungsdaten sind so etwas wie Geschäftsergebnisse der nationalen Ökonomien. An ihnen wird der wirtschaftliche Erfolg eines Staates und seiner Regierung gemessen.

Dass das BIP eine solchen Stellenwert hat, liegt zum einen daran, dass es statistisch gut nachvollziehbar und somit international gut vergleichbar ist. Zum anderen braucht ein Staat wie Deutschland stetes Wachstum, um Arbeitsplätze zu schaffen. Denn die Unternehmen sind aus Kostengründen daran interessiert, ihre Produktivität zu steigern, also mit immer weniger Personal auszukommen. Damit keine Stellen wegfallen, müssen entsprechend mehr Waren hergestellt oder neue Märkte erschlossen werden, sie müssen also wachsen. Gelingt das nicht, werden die neuen Arbeitslosen die Sozialkassen belasten, weniger konsumieren und so auf das BIP drücken. Sollen gar neue Arbeitsplätze entstehen, muss das Wachstum entsprechend höher ausfallen. Ab rund drei Prozent BIP-Wachstum beginnt der Berg der Arbeitslosen zusammenzuschmelzen, lautet eine Faustformel. Wachstum braucht Arbeit und Arbeit braucht Wachstum. Gustav-Adolf Horn vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie sagt: "Eine Wirtschaft ohne Wachstum wäre keine friedliche Wirtschaft. Denn das bedeutet steigende Arbeitslosenzahlen und wachsende Verteilungskämpfe."

Doch das BIP sagt nicht die ganze Wahrheit. Es verschweigt zum Beispiel die Arbeitsleistung, die Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder leisten. Auch Kochen und Waschen oder die unbezahlte Pflege von Angehörigen tauchen nicht auf. Dabei schätzen Ökonomen, dass die Leistungen in diesem Bereich rund 40 Prozent des BIPs entsprechen. Auch über die Kosten des Wirtschaftswachstums sagt das BIP nicht genug aus. Eine neue Straße oder neue Fabrik taucht auf der Habenseite der Volkswirtschaft auf, das dafür trockengelegte Feuchtgebiet oder der gerodete Wald wird aber nicht gegengerechnet. Krankheiten durch Stress und Umweltverschmutzung sorgen im Zweifel sogar für höheren Umsatz der Pharmaindustrie, selbst eine Ölpest am Ostseestrand kann das BIP steigern, weil den möglichen Ausfällen der Tourismusindustrie die Einnahmen der Spezialfirmen entgegenstehen, die den auf Grund gelaufenen Tanker bergen und die Strände reinigen. Würden verendete Möwen oder umweltbedingte Krankheiten bei Menschen mitberechnet, würde das BIP deutlich sinken. Nach Schätzungen der Weltbank läge das BIP Chinas pro Jahr sechs Prozent niedriger, manche Forscher gehen sogar davon aus, dass das BIP komplett von solchen Kosten aufgefressen würde. "Leerlaufwachstum" nennen so etwas die Ökonomen.

Doch neben intakter Gesundheit und Natur gibt es noch weitere Kriterien für den Wohlstand einer Gesellschaft, die über das Geld hinausgehen. Bildung, Kriminalitätsraten, Freizeit, intakte Familienstrukturen - das alles sind ebenfalls Indikatoren für den Entwicklungsstand einer Gesellschaft. Unter anderem deswegen veröffentlicht die Weltbank als großer Finanzierer von Entwicklungsprojekten regelmäßig für alle Länder den vom Nobelpreisträger Amartya Sen entwickelten Human Development Index (HDI).

Denn die Frage, welche Indikatoren neben oder gar anstelle des BIPs zur Beurteilung einer Volkswirtschaft herangezogen werden sollten, beschäftigt seit den 70ern die Wirtschaftswissenschaftler weltweit - mit zunehmender Bedeutung. Zurzeit suchen zum Beispiel fünf Nobelpreisträger und andere renommierte Ökonomen im Auftrag von Frankreichs Staatspräsident Nicholas Sarkozy nach neuen statistischen Werkzeugen, darunter Joseph Stiglitz, Amartya Sen und der Klimaökonom Nicholas Stern. In den kommenden Wochen wollen die Experten eine Empfehlung vorlegen. Laut den vorläufigen Ergebnissen wird die Gruppe aber nicht einen neuen Indikator vorstellen, der das BIP ablöst, sondern eher eine Art Armaturenbrett mit mehreren Anzeigen.

Auch die EU und das europäische Parlament haben bereits 2007 eine entsprechende Initiative gestartet. "Wir können den Herausforderungen der Zukunft nicht mit den Werkzeugen der Vergangenheit begegnen", beschrieb EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso auf der Auftaktkonferenz die Motivation der Politik, die Lösungen finden muss für den Klimawandel und sozial auseinderdriftende Gesellschaften.

Auch zwei deutsche Forscher haben in diesem Rahmen vor Kurzem einen Vorschlag für einen neuen Index gemacht. Der Volkswirt Hans Diefenbacher, stellvertretender Leiter der Forschungsstätte Evangelische Studiengemeinschaft in Heidelberg, und sein Kollege Roland Zieschank von der Freien Universität Berlin haben im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes den Nationalen Wohlfahrtsindex (NWI) entwickelt. Dabei greifen sie auf bereits bestehende Indizes des nachhaltigen Wachstums zurück, berücksichtigen aber unter anderem zusätzlich die Kosten, die durch Kriminalität und durch alkoholbedingte Krankheiten entstehen. Das komplexe Gebilde besteht aus 21 Faktoren. Das Ergebnis der Berechnungen: In den meisten Jahren seit 1990 lag der NWI unter dem Bruttonationalprodukt. Und während dieses seit den 90er Jahren ständig steigt, sinkt der NWI spätestens seit dem Jahr 2000 wieder. Eine Folge der unterschiedlichen Einkommensverteilung und zunehmender ökologischer und langfristiger Kosten unseres Wirtschaftens.

Doch Diefenbacher geht noch weiter. "Die Wirtschaft der Bundesrepublik ist zwischen 1950 und 1972 um das Siebenfache und seit 1972 noch einmal um das Doppelte gewachsen", sagt er. "Es wird immer schwerer, hohe Wachstumsraten zu erreichen." Das Ende des Wachstums herkömmlicher quantitativer Art ist also in Sicht.

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18 Kommentare

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  • PM
    Peter Müller

    Hier schreiben genau die Leute, die scheinbar nicht von der allgemeinen Konsum- und Wachstumsmanipulation betroffen sind... oder??? Wer von uns allen hier hat ein Handy, wer hat einen oder 2 PCs, elektrische Rolläden oder eine Mikrowelle? Wohl die meisten!!! Wir haben uns alle fangen lassen von der großen Politik des Konsums, die es nur gibt, um Wachstum zu erzeugen! Denn die ganzen Gegenstände sind für unser Dasein, unsere Existenz und unser alltägliches Leben nicht wirklich nötig!!! Hier soll keiner schlaue Reden führen, wir machen doch alle mit!

    Wohlstand durch Nachhaltigkeit! Nachhaltigkeit auch im ökologischen Sinne??? Die Wissenschaft sagt ein Ende des Erdöls und des Benzins für das Ende diesen Jahrhunderts voraus - aber alle Kommentargeber hier fahren Auto - oder?!!!

    Und weil wir uns dem gesellschaftlichen Druck nicht entziehen durch konsequente Gegensteuerung - ist so einfach gar nicht möglich - sondern lieber bequem in der Masse der Konsumenten mitschwimmen, sind auch wir mit verantwortlich für die Aufblähung dieser riesigen wirtschaftlichen Wachstumsblase, die sicher irgendwann zerplatzen wird!!! Die kleine Wohlstandskrise, die wir gerade hatten, ist erst der Anfang.

    Irgendwann stürzt dieses hohle Gebilde ein - und da rate ich uns schlauen Forenschreibern nur eines - seid einfach vorbereitet!!! Versucht doch vorher schon mal eine Öllampe am Brennen zu halten, Verabredet Euch verbindlich ohne Handy, bringt Euer Fahrrad wieder in Schwung, schreibt mal wieder ne Postkarte von Hand, etc. ... versucht mal eine Woche ohne Strom zu leben, ohne Benzin zu verfahren, ohne Telefon. Dann seid ihr raus aus der Wachstumsblase, dann gehts ans Eingemachte!!! Klingt irre... gelle?!!! Ist es nicht - in Eurem letzten Strandurlaub habt ihr das doch auch gekonnt ;)

  • PK
    peter kelczynski

    @mistral:

    erst einmal weiterwachsen, um dann neu umzuverteilen kann das modell nicht sein. für den kongo könnte das wachstumsmodell noch taugen, weil da unbestreitbar viel wachsen muss, damit es den leuten dort besser geht. aber: einfaches systemwachstum erzeugt keine teilhabe in die breite. das deute ich als anerkannt von dir.

    im topf scheint, zumindest hier, genug drin zu sein. vielerorts hier geht der trend längst zum drittcomputer. viele fressen sich krank, weil es nahrung im überfluss gibt, das ist hier kein armutsproblem. es gilt wegzukommen von dem, was heute unentwegt als notwendiges wachstum allerorten mantragleich vorgebetet wird.

    die haben im wörtlichen sinne längst abgewirtschaftet.

    ein neues leitbild für das denken muss her.

    ich stelle die reihenfolge der schritte in frage. derzeitiges politikpersonal wird diese aufgaben nicht lösen.

     

    Peter Kelczynski

    Koppel 24

    20099 Hamburg St. Georg

     

    http://peteke.wordpress.com/

  • M
    Mistral

    Die Behauptung, dass es in Deutschland kein Wachstum mehr geben könne, ist nicht nur ignorant, sondern auch zynisch! In Wahrheit haben hierzulande eine Vielzahl von Menschen zwangsweise Verzicht üben MÜSSEN!

     

    Dank der Nachwehen der Rot/Grünen "Reform-Politik" und der "Gürtel-enger-schnallen-" Rhetorik der liberal-konsverativen Kreise (u.a. Meinhard Miegel) haben die deutschen Arbeiternehmer in den letzten 5 Jahren Reallohnverluste in einem historisch beispiellosen Ausmaße hinnehmen müssen (siehe jüngste DIW Studie).

    http://www.diw.de/deutsch/presse/pressemitteilungen/2009/92991.html

     

    Wenn man sich von dem Konzept des Wachstums verabschieden will, dann bitte nicht den dritten Schritt vor dem ersten machen!

     

    Erst muss die "Trickle Down" Ökonomie beseitigt werden und eine angemessene Teilhabe der breiten Bevölkerung am volkwirtschaftlichen Vermögen gewahrleitet sein, bevor man sich weitere Maßnahmen auch nur ansatzweise überlegen kann.

     

    Wie sagte schon Bert Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral"

     

    PS: Und denjenigen die nun wieder leichtfertig das Tor zur "Reformhölle" aufstoßen wollen sei gesagt: Auf der anderen Seite warten Oswald Metzger und seine Kumpels von der INSM nur auf diese Gelegenheit.

  • PK
    peter kelczynski

    in den führungsköpfen von wirtschaft und politik ist das wachstum noch überwiegend als leitindikator fest verankert. zweifelnde stimmen bilden eher die ausnahme, es gibt diese aber vereinzelt. bemerkenswert die sommernachrichten von manufactum zum thema: http://www.manufactum.ch/Kategorie/-309/Kategorie/-310/.html

    immerhin ist das von erfolgreichen unternehmern geschrieben. wünschenswert wäre, wenn die taz den roten faden hält und weiterhin den wachstumsglauben selbst in frage stellt. das erscheint mir nötiger denn je, das haben die anderen medien derzeit nicht zu bieten!

     

    Peter Kelczynski

    Koppel 24

    20099 Hamburg St. Georg

    http://peteke.wordpress.com/

  • JK
    Juergen K.

    Das Wachstum wächst über die Erde hinaus.

     

    Nur die Armut wächst noch schneller.

  • JK
    Juergen K.

    Wachstum und Prosperität ist,

    wenn eine Hand voll Personen

    sämtliches Geld auf sich vereinigen

    und die Gesetze bestimmen,

    nach denen gelebt wird.

     

    Die, die es sich wert sind.

     

    Politik ist,

    wenn sich die gewählten Vertreter des Volkes

    aus ihrer Entscheidunggewalt zurückziehen.

     

    Belohnt wird,

    Gesetze von den Kanzleien anfertigen zu lassen

    und abzutauchen.

     

    60 Jahre Politik bestehen aus einem Wort:

     

    Wachstum.

  • AC
    ab cd

    Es kann sehr wohl ein ewiges Wachstum geben. Denn was wächst immer? Die Anzahl der monetären Einheiten auf den Konten der Spekulanten.

  • A
    Amos

    Das Wachstum hört auf, wenn mehrend große Teile der

    Weltbevölkerung verarmen und das Kapital weiterhin "gebündelt" bleibt und gehortet wird. Die Vermögenden kaufen nicht doppelt und dreifach, so dass da ein Ausgleich entstünde. Wenn sich niemand

    mehr ein Auto leisten kann hört auch das Exportwachstum auf. Ewiges Wachstum ist "ein Witz für die, die von dem Wachstum gar nicht profitieren.

    Man sieht's doch schon an der modernen Piraterie und am Terrorismus, dass diejenigen sich wehren, die zu kurz gekommen sind.

  • F
    flusione

    ständiges wachstum ist nicht möglich. und dass nur ein wirtschaftswachstum neue arbeitsplätze schaffen kann glaubt doch auch keiner mehr. in einer ständig weiter automatisierten arbeitswelt werden immer weniger arbeitskräfte benötigt. es ist an der zeit neue modelle zu entwickeln und neue antworten zur zukünftigen arbeitswelt zu finden. politiker die von vollbeschäftigung reden sind doch meilenweit von der realität entfernt.

  • J
    J.B.

    Das unendliches Wachstum in einer endlichen Welt unmöglich ist, klingt logisch so einfach ist es jedoch nicht:

    Das die endlichen Ressourcen irgendwann Grenzen darstellen, glaube ich nicht. Dazu ist der Markt zu clever - durch entstehende Knappheiten werden Substitute gefunden, technologische Innovationen gefördert etc. Da grundsätzlich ganz schön viel Materie auf/in der Erdkruste ist, die in Produkte umgewandelt werden können. Sollte das kein Problem darstellen. Problematisch ist jedoch, das Schadstoffe die bisher bei der inudstriellen Produktion anfallen nicht unendlich lang von der Erde aufgenommen werden können. Ich möchte behaupten, dass unendliches BIP Wachstum möglich ist wenn:

    1) Produktion und Konsum deutlicher effizienter gestalltet werden

    2) Ein vollständiges Recycling statt findet

    3) Die Nachfrageseite nicht immer nur nach mehr, sondern nach besser strebt (Stichwort Suffizienz)

     

    Leider stellt sich das mit der Effizienz problematisch dar, da bisher jede Effizienz durch die verursachte Kostenreduktion in einem MEHR an Konsum/Produktion dar - also absolut zu keiner Senkung von materiellen Durchfluss führt. Auch ein vollständiges Recycling ist bei heutigen Wissensstand nicht möglich und eine kulturelle Wende, weg von der Identifikation durch Konsum und einem individuellen Streben nach materiellen Reichtum.

    Die Bedingungen für unendliches Wachstum sind also nicht gegeben. Somit werden wir uns wohl auch weiterhin nur damit beschäftigen die negativen Folgen zu minimieren ohne an die Wurzel des Problems zu gehen....

     

    Das BIP bemisst sich in monetären Einheiten - also einen Wert zuwachst.

  • TK
    Tanja K.

    Großartig dass es hier wohl bald eine Korrektur geben wird. Kommt der Mensch nun doch zur Vernunft?

  • A
    asd

    mensch seid ihr dumm!!!

     

    es ist schonmal grundsätzlich falsch das eine gesunde wirtschaft wachstum braucht!!

    eine gesunde wirtschaft würde auf nachhaltigkeit basieren!!

    eine auf wachstum ausgerichtetes system ist von vorneherein zum scheitern verurteilt!!

    zum einen ist es ganz richtig wie es schon im artikel beschrieben wird.. um so grösser etwas ist, umso schwerer fällt ein weiteres wachstum... zum anderen leben wir ja nuneinmal auf einer begrenzten welt.. mit begrenzten rohstoffen und begrenztem raum... wie soll etwas also immer und immer weiter wachsen???

     

    des weiteren

    **und das geht auch an die redaktion****

    die wirtschaft muss nicht wachsen damit neue jobs entstehen!!! das ist kompletter unsinn...

    erstrangig muss unsere wirtschaft wachsen damit wir die zinsen unserer schulden bezahlen können und trotzdem weiter machen können.

    das firmen daran interessiert sind zu wachsen stimmt zwar.. allerdings einfach und allein aus dem grund das wir in einem kapitalistischen system leben.. das bedeutet ständiger wettbewerb!.. der ist nur zu gewinnen indem man stärker als der andere wird.. das geht nur indem man jedes jahr noch mehr produziert, noch mehr verkauft, und trotzdem noch weniger kosten (menschen/arbeitskräfte) hat.

     

    wie unsere demografische entwicklung deutlich zeigt müssten im grunde keinen neuen jobs entstehen wenn die unternehmen mit ihrem gewinn zufrieden wären

  • DN
    der nachdenkliche

    Aha, das ist ja interessant. 3% Wachstum beim BIP pro Jahr sind also notwendig. Das macht dann mit ein wenig Mathematik aus der achten oder neunten Klasse... ratter ratter...

     

    95 Milliarden mehr BIP in 5 Jahren (695 Mrd. €)

    206 Milliaren mehr BIP in 10 Jahren (806 Mrd. €)

    334 Milliarden mehr BIP in 15 Jahren (934 Mrd. €)

     

    Wie soll das denn funktionieren? Warum wird denn nicht endlich mal darüber berichtet, dass exponentielles Wachstum nicht unendlich möglich ist? Das ist wirklich Mathematik aus der Mittelstufe und sollte daher von jedem beherrscht werden.

  • EO
    Edgar Overmeyer

    "Das Ende des Wachstums herkömmlicher quantitativer Art ist also in Sicht."

     

    Leider nicht, denn die kapitalistische Wirtschaft (die kommunistische auch) muss aufgrund des ständig positiven Zinses stets wachsen. Sie muss immer quatitativ wachsen. Wenn sie nicht quatitativ wächst, kommt es verstärkt zu Verteilungskämpfen. Wenn sie ausreichend wächst, kommt es zum ökologischen Kollaps. Nur bei einem Realzinsniveau von Null ist qualitatives Wachstum möglich (plus "Ökobonus"). Das geht so weit ich weiß aber nur mit einer Geldreform, wie sie Silvio Gesell vorgeschlagen hat.

     

    Viele Grüße

  • T
    Tannhäuser

    Dieses Beobachten der Wachstumsraten und das Nachplappern von Expertenmeinungen durch die Presse sind nicht mehr zeitgemäss. Dank der Globalisierung und dem Ende des Nachkriegsbooms (Wirtschaftswunder) sinkt das Wachstum und es wird weiter sinken, auch weil die intern. Konkurrenz zunimmt und Umweltschutz zwingend notwendig ist. Nur neoliberale Prediger und Lobbyeiferer werden weiter von "mehr Wachstum" reden und versuchen, die Leute zu manipulieren. Junge Menschen, die von Kindheit an nicht anderes als Massenarbeitslosigkeit, Prekarität etc. kennen, haben sich bereits einen persönlichen Lebenstil und Philosophie geschaffen. Ich sehe das auch in den USA, wo immer mehr Leute zu funemployment und downshifting neigen, um aus der Konsummanipulation auszusteigen.

  • EA
    el antifascista

    Wen interessiert denn dieses Wachstumsgequassel eigentlich? Ob die Wirtschaft wächst oder nicht hat doch in der surrealen Wirtschaftswelt schon lange nichts mehr mit dem realen materiellen Wohlstand der Menschen zu tun. Solange sich in den sog. fetten jahren und den sog. mageren Jahren immer die gleichen fetten Schweine die Taschen vollmachen kann die scheiß Wirtschaft auch um 100% wachsen. Bei den meisten kommt einfach nicht mehr sondern eher weniger an. Kapitalismus abschaffen!

  • J
    J.B.

    Das das BIP keine aussagekräftiger Indikator für qualitative Entwicklung darstellt sollte auf Grund der angeführten Grunde (Umweltverschmutzung, häusliche Arbeit, Verteilung etc.) klar sein.

    Auch das die Wachstumsraten in Industrieländern immer kleiner werden wurde genannt.

    Jedoch ist unser momentantes Wirtschafts- und Sozialsystem auf Wachstum angelegt. Alleine unsere enorme Staatsverchuldung zwingt uns durch die Zins- und Tilgungszahlungen dazu ständig weiter zu wachsen. Auch wirkt unser Geldsystem einen Wachstumszwang aus - schließlich lassen sie die Investitionen von Unternehmen nur durch Kredite finanzieren. Man muss sich also mittelfristig mit dem Wirtschafts/BIP-Wachstum abfinden. Man sollte jedoch auch fairer weise erwähnen, das die meisten Menschen auch sehr stark an wachsenen individuellen materiellen Möglichkeiten interessiert sind. In unserer Konsumgesellschaft werden materielle Wohlstandszuwächse eng mit den freien Entfaltungsmöglichkeiten der Persönlichkeit und der Selbstverwirklichung assoziiert. Durch ein steigenden Einkommen (was leider immer seltender bei der breiten Masse der Fall ist) kann man sich all die schönen Dinge wie Reisen, Kultur und andere Freizeitaktivitäten leiseten...

    Das Ende des Wachstums steht auf jeden Fall nicht bevor und vieleicht ist das auch gar nicht so schlecht...

  • JK
    J.M. Keynes

    Das BIP-Statistiken nichts über den Wohlstand der Nationen aussagen, ist gar nichts neues: Schon der allgemein als links geltende Ökonom John Kenneth Galbraith (1908- 2006) als auch der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stieglitz haben in zahlreichen Publikationen auf diesen Umstand hingewiesen!