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„Wir wollen keinen Polenmarkt“

■ Innensenator will aufräumen / Auch Kunden von Billigzigaretten geht's an den Kragen

„Es soll generell gegen den Polenmarkt vorgegangen werden.“ Merve Pagenhardt, Sprecherin des Innensenators, läßt keinen Zweifel daran, wie die Marschrichtung in Sachen Polenmarkt in den kommenden Wochen sein wird: Gestern haben sich Vertreter von Innenbehörde, Polizei, Stadtamt und Zoll im Hause des Innensenators getroffen. Die verabredeten Maßnahmen bedeuten das Ende des polnischen Kleinhandels auf der Bürgerweide.

Schon am kommenden Wochenende sollen bei den anreisenden polnischen Bussen Flugblätter verteilt werden. Pagenhardt: „Die Leute sollen darauf hingewiesen werden, daß der Handel mit unverzollten Waren und der Markt als solcher illegal sind.“ Dazu komme der Hinweis, daß der Flohmarkt zum Verkauf von Waren offen stünde.

Den Staatsvertretern ist dabei klar, daß der Hinweis auf den Flohmarkt nicht ernst gemeint sein kann. Die Polen auf der Bürgerweide handeln zu einem erheblichen Teil mit neuen Waren, mit denen sie schon vor einigen Monaten vom Flohmarkt vertrieben worden sind. Tatsächlich bedeutet die neue Bremer Linie für die Polen das Aus.

Um den Maßnahmen Nachdruck zu verleihen, sollen parallel die Polizei- und Zollkontrollen verschärft werden. „Diesmal werden nicht nur Zigaretten und Schnaps, sondern auch Fahrzeuge beschlagnahmt“, kündigte Pagenhardt an. Wenn bei einer Durchsuchung festgestellt werde, daß mit einem Auto oder Bus Schmuggelware transportiert worden ist, dann könne das Transportmittel als Tatwerkzeug eingezogen werden. Außerdem sollen die Käufer der Waren schärfer kontrolliert werden. Wer erkennbar unverzollte Waren kaufe, so Pagenhardt, mache sich der „Hehlerei“ schuldig.

Durch die gezielten Aktionen gegen Polen können die deutschen Flohmarkt-Händler aufatmen. In der vergangenen Wochen war mehrfach ein vollständiges Verbot des Flohmarktes auf der Bürgerweide als Möglichkeit in Betracht gezogen worden. Händler und Betreiber hatten dies heftig gegen die polnischen Wochenendbesucher aufgebracht. „Wir wollen gegen die Störer vorgehen und nicht gegen die Nichtstörer“, so Pagenhardt. Der Flohmarkt störe niemanden und es gebe keinen Grund, ihn zur Disposition zu stellen. „Wir wollen nur keine regelmäßige Institution Polenmarkt haben.“

In vier bis sechs Wochen wollen sich die Behördenvertreter wieder treffen und die Erfahrungen mit der neuen Linie austauschen. Jochen Grabler

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