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■ Wir lassen lesenDuffy und der Elfmeterpunkt

Das Umschlagbild zeigt einen Fußballschuh von unten. Blut rinnt von einem Stollen herab. Der Krimi „Abblocken“ von Dan Kavanagh spielt in der Fußballerwelt, es geht allerdings nicht nur um Punkte und Tore, sondern auch so manche handfeste, blutige Auseinandersetzung.

Erstes Opfer: Danny Matsons. In einer Tiefgarage wird er von Unbekannten krankenhausreif geschlagen. Dabei schien der Abend einen so netten Ausklang zu finden. Im Lokal hatte Matsons die schöne Denise kennengelernt. Sie waren sich nähergekommen, so sehr, daß sie nun gemeinsam nach Hause fahren wollten. Doch wie er da blutüberströmt in der Tiefgarage am Boden liegt, ist plötzlich keine Denise mehr da. Zu dumm für den Verein Athletics. Sein bester Spieler fällt bis zum Ende der Saison aus. Dabei bräuchte ihn der Verein gerade jetzt dringender denn je, da er gefährlich in Abstiegsgefahr geraten ist. Die vierte Liga droht.

Bald darauf erwischt es den zweitbesten Spieler von Athletics. Diesmal ist es die blonde Schönheit Maggie, die das Unheil einleitet. Sie bezichtigt Big Bren der Vergewaltigung. Untersuchungshaft für den Stürmer, zu fünf bis sieben Jahren könnte er verurteilt werden, dabei wissen Leserinnen und Leser genau, daß Big Bren unschuldig ist. Um einen Zufall kann es sich nicht mehr handeln. Irgend jemand möchte dem Klub massiv schaden.

Der Manager engagiert einen Privatdetektiv: Duffy. Unser Held ist Ex-Polizist, schwul beziehungsweise bisexuell – so genau weiß er das selber nicht, obwohl er sich unermüdlich darüber den Kopf zerbricht – und Torwart bei den Amateurkickern „The Reliables“. „Duffy war ein nachdenklicher Typ. Es heißt, Torwarte neigen dazu, nachdenkliche Typen zu sein.“ Wir haben es also nicht mit einem knallharten Detektiv zu tun. Genauso viel Raum, wie der Roman der Aufdeckung der mysteriösen Zwischenfälle widmet, räumt er auch dem Liebes- und Seelenleben unseres Helden ein, speziell seinem Wochenend-Hobby: Torwart.

Das Spiel der Reliables gegen Magic Circle bildet den Romanauftakt. Duffy wird uns als ein Torwart vorgestellt, der seinen Job gerne macht. „Er mochte es, daß alles im Strafraum, seinem Bezirk, Ecken hatte: der Torraum, der Holzrahmen; sogar das Netz bestand aus Quadraten. Er liebte diese rechten Winkel, sie gaben ihm Sicherheit. Das einzige in seinem Reich, das keine Ecken hatte, war der Elfmeterpunkt. Ein großer, fetter, runder Kreidekreis, der aussah, als ob ein blödes Vieh von Riesentaube sich entschlossen hätte, genau in der Mitte von Duffys Polizeibezirk abzupladdern: plitsch.“ Und vor allem meint er, daß der Punkt viel zu dicht an seinem Tor ist.

Sein nächstes großes Problem: er hat panische Angst vor Aids und sucht seinen Körper ständig nach möglichen Symptomen ab.

So sehr unser Held seine eigenen Probleme hat, geht er doch bei seinen Nachforschungen nicht ungeschickt vor. Bald gibt er sich als Journalist, bald als Polizist und bald als Freier aus. Er findet heraus, daß die schöne Maggie niemand anderes ist als die schöne Denise. Und daß der Bösewicht, der die Fäden in der Hand hält und das Geld für allfällige Schurkereien lockermacht, der vermeintliche Retter des Vereins ist: der neue Präsident, der in Wahrheit bloß auf den Grund und Boden des Vereins spekuliert.

Das Buch ist leicht und flüssig geschrieben – und auch spannend. Vier Spiele stehen noch aus, die über den Verbleib in der dritten Liga entscheiden. Werden es die Athletics-Kicker allen Widrigkeiten zum Trotz schaffen? Fällt Duffy die rettende Lösung ein? Wenzel Müller

Dan Kavanagh: „Abblocken“. Kriminalroman. Haffmans Verlag, Zürich, 1992. 230 Seiten, 14 DM

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