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Wintertagebuch (3)

Schuberts „Winterreise“ im Gepäck, mache ich mich auf zu einer poetischen Umrundung des Müggelsees. Vom Himmel kommt Regen, der eigentlich Schnee sein sollte; das Wetter ist für Dezember zu mild, und mild ist die kleine Schwester von mittelmäßig.

„Wann wird’s mal wieder richtig Winter, ein Winter, wie er früher einmal war?“, rezitiere ich einen beliebten Gassenhauer meiner Kindheit und skandiere: „Ich brauche Eis und Schnee, sonst wird’s nichts mit meiner Winter-Ode (langes e)“. Ohne tiefgekühlte Herzen und Frostbeulen an der Seele hätten Schubert und Müller niemals die „Winterreise“ hinbekommen: „Das Mädchen sprach von Liebe, die Mutter gar von Schnee.“ Ehe ich den Kopf in den See stecke, begehe ich einen künstlerischen Tabubruch und fotografiere Schwäne; als Motiv beinahe so verpönt wie Sonnenuntergänge.

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