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Winnie Mandela schuldig gesprochen

■ Richter sieht es als erwiesen an, daß Frau Mandela schuldig gemacht habe/ Freundin ebenfalls schuldig gesprochen/Vlok droht mit neuerlicher Verhängung des Ausnahmezustands

Johannesburg (dpa/ap/afp) —Das Oberste Gericht in Johannesburg hat gestern die südafrikanische Bürgerrechtlerin Winnie Mandela schuldig gesprochen, an der Folterung von vier Jugendlichen beteiligt gewesen zu sein. Der Richter erklärte später, Frau Mandela „muß die Verletzungen an den Körpern gesehen haben“. Sie habe denjenigen, die an den Folterungen teilnahmen, weiterhin ihr Haus zur Verfügung gestellt und sich damit nachträglich als Mittäter strafbar gemacht. Ihre Freundin Xoliswa Falati wurde wegen Entführung in vier Fällen schuldig gesprochen. In dem Verfahren geht es um die angebliche Entführung von vier Schwarzen Ende 1988 in das Mandela-Haus in der Township Soweto. Die Opfer sollen dort gefoltert worden sein — nach Darstellung des Anklägers unter Mitwirkung von Winnie Mandela.

Die Befreiungsbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) hat der südafrikanischen Polizei am Montag vorgeworfen, das Massaker unter Bewohnern einer Elendssiedlung durch Zulus „stillschweigend geduldet“ zu haben. Mindestens 27 Menschen wurden getötet, als Angehörige des Zulu-Stammes am frühen Sonntag morgen Bewohner der Schwarzensiedlung Kagiso im Westen von Johannesburg überfielen.

Der ANC erinnerte daran, daß Kagiso zu den Townships gehört, die zu „Unruhegebieten“ erklärt worden sind und damit unter einer Art Ausnahmerecht stehen. Obschon die Polizei deswegen besonders wachsam gewesen sein müsse, sei eine Gruppe von 800 Männern mit Waffen angeblich unbemerkt von ihrem Arbeiterquartier zu der fünf Kilometer entfernten Elendssiedlung Swaniesville marschiert. „Es ist unvorstellbar, daß all dies in einem Unruhegebiet ohne Kenntnis der Polizei geschehen konnte“, heißt es in der Erklärung des ANC. Die Polizei hat solche Beschuldigungen bereits zurückgewiesen. Sie bereitet eine ausführliche Stellungnahme vor.

Bei Unruhen in anderen Townships kamen gleichzeitig sieben weitere Schwarze ums Leben. Am Sonntag hatte der südafrikanische Polizeiminister Adriaan Vlok in einem Rundfunkinterview mit der neuerlichen Verhängung des Ausnahmezustandes und dem Verbot politischer Gruppierungen gedroht, falls die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des ANC und der Inkatha nicht beendet würden. Der Ausnahmezustand gäbe der Regierung weitreichende Vollmachten zur Unterbindung politischer Aktivitäten, was mit Gewißheit vom ANC abgelehnt werde. Er werde sich demnächst mit Inkatha-Führer Buthelezi treffen, um ein Verbot der traditionellen Speere bei öffentlichen Anlässen zu erörtern, sagte Vlok weiter. Die Regierung hat bereits in den betroffenen Schwarzenvorstädten alle Waffen außer Speere und Kampfäxte verboten.

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