: Willy Brandt soll mit UNO-Mandat in Irak
■ Regierung will Brandt-Reise im Rahmen der UNO SPD-Abgeordnete: Golfkrieg als Option ausschließen
Bonn/Brüssel/Rom (dpa/taz) — Willy Brandts Mission nach Bagdad soll doch noch im Rahmen der UNO erfolgen. Die Bundesregierung will die für Montag geplante Reise des SPD-Ehrenvorsitzenden zu einer „gemeinsamen Mission führender Persönlichkeiten“ ausbauen und bemüht sich um deren Einordnung in den Rahmen der Vereinten Nationen. Regierungssprecher Klein sagte gestern, Kanzler Kohl und Außenminister Genscher suchten nach Wegen, die Mission auf eine möglichst breite europäische Grundlage zu stellen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, daß Bonn mit UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar Kontakt halte. Perez hatte es am Mittwoch abgelehnt, Brandt mit einer Sondermission zugunsten der im Irak festgehaltenen Ausländer zu betrauen. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes Chrobog ging davon aus, daß die Bemühungen der Bundesregierung erfolgreich sein würden. Sollten sie jedoch scheitern, werde Bonn die Brandt-Reise nicht unterstützen. Das Ziel der Bundesregierung bleibe die Freilassung aller Geiseln — nicht nur der 300 bis 400 Deutschen. Alles andere sei als „isolierte Aktion“ abzulehnen. Zuvor hatte London deutliche Kritik an den Reiseplänen Brandts geäußert.
Auch bei einem Scheitern der Bonner Bemühungen will Brandt reisen. Der belgische Europaparlamentarier Willy de Clercq will ihn begleiten. Auch der ehemalige dänische Ministerpräsident Jörgensen reist bald nach Bagdad.
Zwei SPD-Bundestagsabgeordnete, Hermann Scheer und Heide Wieczorek- Zeul, haben in einer gemeinsamen Erklärung verlangt, eine Kriegsoption zur „Lösung“ des Golf-Konflikts grundsätzlich auszuschließen. Krieg sei ein „prinzipiell untaugliches Mittel“ zur Konfliktlösung, heißt es in der Forderung. INTERVIEW SEITE 2
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