: Wilde Streiks in Jugoslawien
■ Kroatische Kommunisten fordern Rücknahme des neuen Lohngesetzes / Seit Ankündigung des neuen Lohnsystems rund 80 Streiks / Gehaltskürzungen bis zu 50 Prozent
Belgrad (afp/ap) - Der Bundesvorstand der jugoslawischen kommunistischen Partei hat nun der jugoslawischen Bundesregierung unter Führung von Branko Miculic die Unterstützung in ihrer Haltung zu dem „Interventionsgesetz über die persönlichen Einkommen“ zugesagt. Dadurch soll nach Einschätzung von Beobachtern der „Bund der Kommunisten Kroatiens“ isoliert werden, der nach wie vor die Rücknahme des Gesetzes fordert. Die Mehrheit der kroatischen Gewerkschaftsverbände hat in zwischen dem „Bund der Kommunisten Kroatiens“ ihrerseits Unterstützung zugesagt. Während diese Gewerkschaftsverbände anfangs noch eine „selektive“ Anwendung des neuen Gesetzes gefordert hatten, wünschen sie inzwischen mehrheitlich seine Rücknahme. Das kroatische Parlament tagt seit Donnerstag, um über eine Novellierung der Regierungsmaßnahmen zu beraten. Nach Angaben von Behördenvertretern waren allein in Kroatien in der ersten Märzhälfte an 36 lokalen Streiks rund 6.500 Beschäftigte beteiligt. Zahlreiche Arbeiter verweigerten die Annahme ihres gekürzten Lohns. Inzwischen dauerten die wilden Streiks in mehreren Teilen Jugoslawiens auch am Donnerstag an. In einem großen Belgrader Krankenhaus streikten rund 100 Ärzte sowie Krankenpfleger und -pflegerinnen seit Mittwoch morgen, weil sie Lohnkürzungen um rund ein Fünftel ihrer bisherigen Bezüge befürchten. Die Tageszeitung Vecernje Novosti warf den Streikenden vor, die Patienten ohne medizinische Versorgung zu lassen. In der mazedonischen Metropole Skopje streiken seit einigen Tagen Straßenfeger und Müllmänner. Müllberge türmen sich in den Straßen. Seit der Ankündigung des neuen Lohnsystems am 26. Februar, das in Einzelfällen Gehaltskürzungen bis zu 50 Prozent vorsieht, hat es in ganz Jugoslawien rund 80 Streiks gegeben.
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