: Wiking-Jugend marschiert nicht mehr
■ Verfassungsschutz sieht Erfolg des Verbots / Kein Pfingsttreffen
Der niedersächsische Verfassungsschutz zieht eine positive Bilanz des Verbots der rechtsextremen Wiking-Jugend. „Durch das Verbot Ende 1994 ist dem rechtsextremen ,Heideheim' in Hetendorf bei Celle eigentlich der Boden entzogen worden“, sagte der Präsident des Behörde, Rolf Peter Minnier. Nach Erkenntnissen des Nachrichtendienstes werde es dieses Jahr zu Pfingsten kaum Aktivitäten in Hetendorf geben. Vor ihrem Verbot hatte die Wiking-Jugend bei ihren sogenannten Pfingsttreffen in Hetendorf bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, als sie in Uniformen aufmarschierte, die an die nationalsozialistische SA erinnerten.
„Die leitenden Funktionäre der Wiking-Jungend haben sich neu orientiert“, sagte Minnier. Ein Teil sei zu den rechtsextremen Jungen Nationaldemokraten übergewechselt. Ein anderer stehe noch über einen „lockeren Zusammenschluß“ in Kontakt miteinander.
Nach jüngsten Erkenntnissen des Verfassungsschutzes wird es erst wieder Mitte Juni ein größeres Treffen von Rechtsextremen in Hetendorf geben. Die „Hetendorfer Tagungswoche“ werde unter anderem vom in Hamburg ansässigen Verein „Heide-Heim“ getragen.
dpa
Mitglied dieses Vereins sei beispielsweise der einschlägig bekannte Hamburger Rechtsanwalt Jürgen Rieger.
Nach Minniers Angaben wird in der linksradikalen Szene bereits seit Wochen für eine Kundgebung gegen die „Tagungswoche“ unter dem Motto „Antifaschistische Spaziergänge“ geworben. Im vergangenen Jahr zählte die „Hetendorfer Tagungswoche“ rund 200 Teilnehmer.
„Obwohl die Zahl der rechtsextremen Straftaten gesunken ist und der Organisationsgrad im rechtsxtremen Spektrum abgenommen hat, ist die Gefahr aus diesem Bereich nicht geringer geworden“, sagte Minnier. Auf die Verbote der Wiking-Jugend und der ebenfalls rechtsextremen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) hätten Neonazis mit neuen Organsiationsformen reagiert. Sie schlössen sich jetzt nicht mehr in Vereinen oder Parteien zusammen, sondern bildeten „lockere Kameradschaften“, die schwerer zu überwachen seien.
Die Zahl der militanten Rechtsextremen in Niedersachsen – 1995 rund 580 Menschen – hat nach Angaben Minniers nicht abgenommen. Insgesamt gehörten zur rechtsextremen Szene rund 3 600 Menschen. dpa
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