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Wikileaks Syria FilesPost aus Damaskus

Wikileaks veröffentlicht einen Datensatz mit Emails aus und über Syrien. Darunter befinden sich sowohl sicherheitsrelevante als auch private Dokumente.

Wird nicht glücklich über die Veröffentlichungen sein: Syriens Präsident Bashar al-Assad. Bild: reuters

BERLIN taz | Wie der britische Journalistenpool Frontline Club vermeldet, veröffentlicht das Portal Wikileaks ab Donnerstag Millionen Datensätze mit Informationen aus und über Syrien.

Die sogenannten Syria Files enthalten Emails von Geheimdiensten, syrischen Offiziellen, zum Teil aus dem engsten Führungskreis der Baath-Partei und internationaler Unternehmen. Ein großer Teil der veröffentlichten Kommunikation stammt aus Syrien selber, vieles scheint aus Russland an Wikileaks gegeben worden zu sein.

Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag wurde die zugehörige Website vorgestellt, die mit Such- und Sortierfunktionen ausgestattet die Aufbereitung der Datenmenge besonders einfach gestalten soll.

Im Laufe des Vormittags war die Seite mehrfach nicht erreichbar. Grund war anscheinend eine Überlastung des Servers. Als internationale Medienpartner gibt Wikileaks unter anderem die italienische Wochenzeitschrift L'espresso und den Norddeutschen Rundfunk an.

Mit fast zweieinhalb Millionen Dokumenten übersteigt die Datenmenge die der Veröffentlichung der diplomatischen Korrespondenz der Vereinigten Staaten noch einmal deutlich.

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7 Kommentare

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  • E
    end.the.occupation

    Und wer waren noch mal Bradley Manning und Julian Assange? Oder wer waren Uri Blau bzw. Anat Kam?

     

    Kein Interesse bei der taz, denn hier versteht man unter Journalismus allein Vermarktung der Deutung der Welt aus der Perspektive der Mächtigen. Sei es in Berlin oder in Kunduz: die Macht hat immer Recht.

  • TT
    Tom Tom

    Es wird keine siegreiche Al Qaida in Syrien geben, weil es im multiethnischen und multireligiösen Syriens nur mehr oder weniger große Minderheiten gibt, aber eben keine weitgehend homogene sunnitische und radikalislamistisch gestimmte Bevölkerung.

     

    Die relative Mehrheit der Sunniten in Syrien bildet keineswegs einen einheitlichen Block, sondern sie besteht neben syrischen Arabern auch aus vielen Kurden und den durchweg sunnitischen Palästinensern, und dass innersunnitische Spektrum reicht von Atheisten und nur wenig Religiösen, bis hin zu (unterschiedlichen und untereinander konkurrierenden) Radikalislamisten, und weltanschaulich reicht das innersunnitische Spektrum von nationalsozialistischen Großsyrienanhängern der SSNP (fast alle arabische Sunniten) über viele Baathisten (ebenfalls großteils arabische Sunniten), diverse linke Strömungen und Organisationen (dominiert von Sunniten), konservativen und liberalen Bürgerlichen, usw. ...

     

    Al Qaida kann in Syrien noch so viele Bomben hochgehen lassen und noch so viele Terrormassaker verüben, und hat dennoch keine realistische Chance darauf, ganz Syrien, oder größere Teile von Syrien, unter seine radikalislamistische Kontrolle zu bringen. Auch viele syrische Sunniten würden dies nicht zulassen!

     

    Es bleibt den vielen unterschiedlichen ethnischen, religiösen und weltanschaulichen Teilen der syrischen Bevölkerung letztlich gar nichts anderes übrig, als immer wieder mühsam zu Kompromissen zu finden, wenn die massenmörderische Gewaltherrschaft des Assad-Minderheitsregimes erst einmal überwunden sein wird.

     

    Eines sollte auch Al Qaida (und allen sonstigen inzwischen in Syrien mitmischenden fanatischen Extremisten) klar sein:

    Das syrische Volk insgesamt hat in seiner übergroßen Mehrheit die Nase gestrichen voll, von jedweder antidemokratischen Minderheitsherrschaft und von jedweder despotischen Willkürherrschaft, und vor allem vom entsetzlichen Blutvergießen!

     

    Darin liegt die Hoffnung für dieses geschundene Land!

  • A
    Ant-iPod

    Da ich ein Fan von Transparenz bin, kann ich das zwar grundsätzlich begrüßen - habe aber dennoch bedenken:

    Wenn wir in einem Rechtsstaat für ein Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis sind, dann kann man nicht gleichzeitig vorbehaltlos gut heißen, wenn wie angekündigt auch private Korrespondenz veröffentlicht wird.

    Die Dokumente enthalten ja teilweise sogar Namen und Mail-Adressen.

     

    Das ist ein sehr zweischneidiges Schwert.

     

    Keiner von uns will, dass unsere Persönlichkeitsrechte einfach missachtet werden und das müssen wir auch jedem Anderen zugestehen. Selbst wenn wir bei Menschen wie Herrn Assad eine eindeutige Schuld verorten, so ist es doch nicht an irgendwelchen unabhängigen Organisationen, die Persönlichkeitsrechte zu verletzen, sondern - wenn überhaupt - an einem ordentlichen Gericht, wo sich ein Angeklagter auch verteidigen kann.

     

    Wenn wir unsere eigenen Prinzipien über Bord werfen, mit welchem Anspruch treten wir dann anderen gegenüber?

  • P
    pauli

    das größte land afrikas feiert heute seinen 50sten unabhängigkeitstag und keinen interessiert´s (mal abgesehen von einem einzigen artikel in der taz)...schade schade, aber gut, dass es wenigstens die nzz gibt

  • MM
    Mirko Malessa

    Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.

     

    Die Frage ist: Was kommt auf Europa zu, wenn die Al-Quaida Fahne über Syrien weht?

     

    Den Türken sollte das eigentlich eher ungelegen kommen? Oder glaubt Erdogan tatsächlich, er könnte das Osmanische Reich neu aufziehen?

     

    Der Horror!

    • @Mirko Malessa:

      Natürlich will er das Kalifat - mit ihm selbst als Kalifen (Befehlshaber der Gläubigen). Denn wenn man sieht, wie Erdogan die eigentlich säkulare Türkei islamisiert, Facebook & You-Tube zu sperren versucht - und Berichte der Behinderung von Peschmergern bei deren Verteidigung gegen den IS liest, sowie Gerüchte der Behandlung von IS Kämpfern in türkischen Krankenhäusern hört, wundert sich das dann nicht mehr... ...denn es könnte sein, dass es nicht nur die orientierungslosen Kids in den Hinterhöfen des Abendlandes sind, die vom Kalifat träumen, sondern auch Leute wie Erdogan, oder Finanziers des Terrors der IS in Saudi-Arabien....Und sie alle stehen zueinander in Konkurrenz - und alle diese Sunniten zudem noch gegen die Schiiten (Syrien, Iran, Hisbollah) - und alle gemeinsam gegen Israel und die USA im speziellen - und gegen die "Ungläubigen " im Allgemeinen...

  • TT
    Tom Tom

    Das arabischsprachige Programm von Al Arabiya meldet gerade, dass Colonel Manaf Tlass aus der Republikanischen Garde Assads desertiert und in die Türkei geflüchtet sein soll.

     

    Manaf Tlass gilt als sehr enger Vertrauter der Assad-Familie. Er ist der Sohn des früheren syrischen Verteidigungsministers Mustafa Tlass.

     

    Es war vor allem Manaf Tlass, der Bashar al-Assad in den 90er Jahren militärisch ausgebildet hatte.

     

    Sollte die Meldung zutreffen, so wäre sie ein starkes Indiz dafür, dass der Machtzerfall und Auflösungsprozess innerhalb des Assad-Regimes nun auch den innersten Machtzirkel in Damaskus erreicht hat.

     

    http://www.syrianhistory.com/view-photo/2943/Bashar+al-Assad+and+Manaf+Tlass,+sons+of+the+President+and+Defense+Minister,+attending+military+training+in+the+1990s/manaf+tlass

     

    http://www.firastlass.com/picb.php

     

    >> 14:19 Manaf Tlass, the son of former Syrian Defense Minister Mustafa Tlass defected from the army and fled to Turkey, Al-Arabiya reported.