Wiener Doping-Verbindung aufgeflogen: Drei Mal Blutdoping für 50.000€
Der österreichische Radprofi Kohl gibt zu, seit 2005 zu dopen. Und belastet damit seinen ehemaligen Manager und eine Wiener Blutbank schwer. Denn er war offenbar nicht der einzige Fall.
WIEN dpa Radprofi Bernhard Kohl hat seinen ehemaligen Manager Stefan Matschiner öffentlich schwer belastet. Der des Dopings überführte und für zwei Jahre gesperrte Österreicher gab am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz in Wien zu, dass er schon seit seinem ersten Kontakt mit Matschiner - im Jahr 2005 - dopt.
Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA weiter berichtete, habe Kohl gesagt, Matschiner hätte ihm "EPO, Wachstumshormone, Insulin und Testosteron besorgt und Blutdoping durchgeführt". Matschiner war am Dienstag nach seiner Rückkehr aus den USA von Ermittlern der "Sonderkommission Doping" verhaftet worden.
Kohl gab laut APA als erster Sportler zu, Kunde der Wiener Blutbank Humanplasma gewesen zu sein. Er sei mit Matschiner mehrmals in der Plasmapherese-Station gewesen, um dort Blutdoping vorzunehmen. "Ich war dreimal bei Humanplasma, jeweils in Begleitung von Matschiner", erklärte Kohl. Die letzte Bluttransfusion habe im September 2008 stattgefunden. Insgesamt habe er "rund 50.000 Euro" für die Dienste seines Ex-Managers gezahlt.
"Ich habe alles gesagt, was ich zu Matschiner und meinem CERA-Lieferanten sagen kann. Mein CERA-Lieferant war nicht Matschiner. Ich habe alle Namen, alle mir bekannten Hintermänner genannt, will diese aber aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht öffentlich machen", erklärte Kohl. Laut seinem Anwalt Manfred Ainedter war Humanplasma der "Ausgangspunkt, dort wurde Blutdoping betrieben".
Matschiner war in der vergangenen Woche ebenfalls von einer wegen Dopings gesperrten Athletin schwer belastet worden. "Es besteht der dringende Verdacht der Weitergabe von Doping-Mitteln", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, Gerhard Jarosch.
Bereits am Dienstagnachmittag, noch vor der Kohl-Pressekonferenz, hatte Matschiner nach Angaben seines Anwaltes die Beteiligung an Bluttransfers für Kohl eingeräumt. Er habe aber zugleich angegeben, dass er keine Dopingpräparate wie EPO an die Triathletin Lisa Hütthaler und Kohl weitergegeben habe, sagte Matschiners Anwalt Franz Essl der APA.
Matschiner sei am Dienstag mehrere Stunden von Beamten der "Sonderkommission Doping" des Bundeskriminalamtes Wien vernommen worden, erklärte der Salzburger Anwalt.
"Bei der umfassenden Hausdurchsuchung im Wohnhaus von Matschiner in Laakirchen wurden nach Angaben der Ermittler aber keine Dopingmittel oder Ähnliches vorgefunden", sagte Essl. Das Landesgericht für Strafsachen in Wien werde vermutlich an diesem Mittwoch über die Verhängung der U-Haft über Matschiner entscheiden.
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