: Wieder nur die halbe Wahrheit
Berlins Fußballzweitligist Union Berlin weigert sich die Abstiegsränge und das Chaos zu verlassen. Auf dem Platz reicht es gegen Oberhausen nur zu einem glücklichen 2:2. Und hinter den Kulissen fehlt angeblich eine Bürgschaft für die kommende Saison
VON ANDREAS RÜTTENAUER
Es war wieder einmal eine Woche der Wahrheit für den 1. FC Union Berlin. Doch wie so oft ging es nicht um die ganze Wahrheit. Die verschweigen die Verantwortlichen um Präsident Schlebrowski beharrlich.
Es ist noch keine zwei Wochen her, da vermeldete der Medienbeauftragte des Clubs, Lars Töffling, dass den bis über beide Ohren verschuldeten Eisernen die Lizenz für die kommende Saison erteilt würde, sowohl für Bundesliga zwei als auch für die finanziell schwer zu schulternde Regionalliga. Der drohende Zwangsabstieg in die viertklassige Oberliga, den viele Fans befürchtet hatten, schien abgewendet zu sein.
Doch dann stellte sich heraus, dass die Lizenzerteilung durch den DFB mit Auflagen verbunden war, die Union nur schwer schultern wird können. Gefordert werden angeblich eine Bankbürgschaft in Höhe von 1,2 Millionen Euro sowie der Nachweis über weitere garantierte Einnahmen.
Doch dazu will sich die Vereinsführung nicht äußern. Nichts Gewisses weiß man also nicht. Der Verein hat erst einmal Einspruch eingelegt, will sich mit den Auflagen nicht abfinden. Ob’s helfen wird?
Auch die Vorstellung des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Antonio Hurtado Mitte der Woche durfte der Mannschaft im Abstiegskampf nur wenig helfen. Er löst Uwe Rade vielleicht viel zu spät ab. Jener Rade war es, der die Ablösung des Expräsidenten Heiner Bertram betrieben, sich ständig in sportliche Dinge eingemischt hatte und somit jede Menge Unruhe in den Verein gebracht hat.
Hurtado sitzt für den Hauptsponsor im Aufsichtsrat. Immerhin das ist ein Zeichen, das positiv bewertet werden kann. Die BSR-Gruppe wird dem Verein wohl auch im Abstiegsfall die Treue halten.
Und der rückt immer näher. Mehr als ein glückliches 2:2 erreichte die Mannschaft am Sonntagnachmittag nicht gegen Rot-Weiß Oberhausen. Dabei fing alles eigentlich gut an. Die erste Halbzeit wirkte phasenweise so, als wolle die Mannschaft der Vereinsführung beweisen, dass man sich alle Überlegungen für den Regionalligaabstieg sowieso sparen könne. So viel Engagement haben die Eisernen schon lange nicht mehr gezeigt in der Alten Försterei. 1:0 (21. Minute Frederic Page) hieß es zur Pause.
In der zweiten Hälfte zeigte die Mannschaft jedoch wieder ihr wahres Gesicht und ließ sich von den Oberhausenern regelrecht an die Wand spielen. Es ist nur dem Unvermögen des Gästesturms zuzuschreiben, dass das Spiel nicht in einem Debakel endete. Die Fans bekamen immerhin eine äußerst dramatische Schlussphase präsentiert.
8 Minuten vor Schluss glichen die Gäste aus (Andre Izepon). 6 Minuten vor Schluss zauberte Salif Keita mit einem herrlichen Schlenzer wieder viel Hoffnung auf die Gesichter der eisernen Fans. Und 2 Minuten vor Schluss sorgte Leandro Simioni mit dem erneuten Ausgleich für Grabesstimmung an der Wuhlheide.
Der Abstieg rückt näher. Wie tief Union fallen wird, ist noch nicht abzusehen. Und rein rechnerisch … Man hofft noch immer bei Union.