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Wieder RAF–Verfahren in Stammheim

■ Prozeßeröffnung gegen Karl Friedrich Grosser wegen Raubüberfall und Mitgliedschaft in der RAF

Aus Stammheim Diedrich Willier

Vor genau einem Jahr, so die Anklage der Bundesanwaltschaft gestern nachmittag vor dem Zweiten Senat des OLG Stuttgart in Stammheim, habe der Beschuldigte Karl Friedrich Grosser zusammen mit einer weiteren Person zwei Geldbotinnen des Coop vor einer Ludwigsburger Filiale der Landesgirokasse niedergeschlagen und die beiden Geldbomben, die die beiden Frauen mit sich trugen, geraubt. Während Grosser noch am Tatort überwältigt und festgenommen wurde, entkam sein Komplize unerkannt mit dem Geld. Seither befindet sich Grosser in Untersuchungshaft.Zweiter Anklagepunkt: Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Grosser, so die Bundesanwaltschaft, sei seit „spätestens“ März 1983 (er verbüßte damals eine dreijährige Haftstrafe wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung) Mitglied der RAF. Er soll damals mit dem ebenfalls in U–Haft befindlichen Christian Klar in Briefwechsel gestanden haben. Nach seiner Freilassung im April 1984 soll Grosser mit verschiedenen Mitgliedern der RAF in Verbindung getreten sein, und u.a. zusammen mit der inzwischen ebenfalls verurteilten Manuela Happe den Hungerstreik der RAF zu Ende 84 vorbereitet ha ben. Grossers Verteidiger RA Wolfgang Schmid aus Heidelberg beantragte jetzt, das Verfahren wegen Mitgliedschaft in der RAF einzustellen. Die Bundesanwaltschaft habe weder dargelegt, weshalb sie zu dem Vorwurf einer solchen Mitgliedschaft komme, noch seinem Mandanten zeitlich, örtlich oder inhaltlich bestimmte Handlungen vorwerfen können, der Überfall in Ludwigsburg sei für eine solche Anklage keinerlei Indiz. Eine so beliebige Anklage aber sei unzulässig. Der Vorsitzende Friedrich Nagel lehnte diesen wie auch alle vorangegangenen Anträge ab. In einer Erklärung am Ende des gestrigen Verhandlungstags beschrieb und begründete Grosser den „Aufbau der Front aus Guerilla, antiimperialistischem Widerstand u.a. seit Anfang letzten Jahres. Es sei zum Aufbau einer „revolutionären Gegenmacht“ gekommen, Verhärtungen seien aufgebrochen und hin zu selbstbestimmten Handlungen verändert worden . Mit der „Offensive“ im Sommer 85 seien befristete Strukturen geschaffen worden, um Kontinuität herzustellen und diese Offensive in den Apparat hineinzuentfalten. Immer mehr Menschen, so Grosser, stünden jetzt gegen die Perspektivlosigkeit des Kapitalismus auf. Der Prozeß wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt.

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