: Wie zu SED-Zeiten -betr.: Von oben herab oder: Wie die PDS ihrePlätze verteilt
Betr.: Von oben herab oder: Wie die PDS ihrePlätze verteilt
Um die PDS im Bundesland Bremen einschätzen zu können, sollte man auch etwas über die Bremerhavener PDS-Liste wissen, bzw. darüber, wie sie zustande gekommen ist. „Vorstand empfiehl - wir folgen dir!“ wäre hierbei vielleicht das passende Motto gewesen. (Dem Vorstand gehören u.a. Marina Stahmann und Klaus Rupp an.) Sachliche Argumente dagegen schienen weniger gefragt.
Normalerweise hätte man vermuten sollen, daß die Landesmitgliederversammlung bei der Besetzung dieser Liste den Vorschlägen ihrer Bremerhavener PDS-Mitglieder gefolgt wäre. Die Leute vor Ort dürften schließlich am ehesten wissen, wer sie am besten in der Bürgerschaft vertreten kann. Ebenso wäre es logisch gewesen, wenn sich eine solche Liste aus BremerhavenerInnen zusammengesetzt hätte.
Es kam allerdings doch etwas anders. Die Bremerhavener PDS-Gruppe beging nämlich den „Fehler“, für den ersten Platz ihrer offenen Liste jemanden vorzuschlagen, der sich zwar schon seit langer Zeit in der Stadt gewerkschaftlich und politisch engagiert, der aber darüber hinaus auch Mitglied der DKP ist. Hierauf benannte der (rein stadtbremische) Landesvorstand einen (stadtbremischen) Gegenkandidaten, der seinerseits zwar die PDS-Mitgliedschaft hat – dafür aber keinerlei Verbindung nach Bremerhaven. Daß ein derartiges Vorgehen widersinnig ist, eine Bevormundung der BremerhavenerInnen darstellt und darüber hinaus noch stark an alten SED-Zentralismus erinnert, störte dabei offenbar nicht. Wie nicht anders zu erwarten, ergab die folgende Befragung der beiden Bewerber, daß der Bremerhavener dem Bremer vor allem in der Sachkompetenz haushoch überlegen war. Während ersterer zu allen angesprochenen Fragen Stellung nehmen konnte, wußte der Bremer noch nicht einmal mit dem Begriff „Stäwog-Verkauf“ etwas anzufangen. Auch im Punkt des Auftretens – für einen möglichen Abgeordneten nicht ganz unwichtig – fiel der Vergleich zugunsten des von den BremerhavenerInnen vorgeschlagenen Bewerbers aus.
Aber, wie gesagt, vom Landesvorstand nominiert war der Bremer. Das reichte. Er wurde gewählt. H. Wellbrock,
Osterholz-Scharmbeck
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