Wie unfrei macht fossile Energie? : Frieren für die Freiheit
Luisa Neubauer und Robin Alexander sind sich bei einer Sache einig: Das taz-lab-Gespräch wird kein Spaziergang.
taz lab, 01.05.2022 | Passend zum Titel der Veranstaltung „Frieren für die Freiheit?“ startet die bühnenerprobte Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer in die Podiumsdiskussion des taz lab 2022. Mit ihr auf dem Podium sitzt Robin Alexander, WELT-Journalist und ehemaliger tazler. Die Moderation übernimmt die taz-Chefredakteurin Barbara Junge.
In ihrem Eingangsstatement setzt Neubauer die Leitlinie: „Das wird kein walk on sunshine“. Alexander sieht das ähnlich und ergänzt „was unsere Gesellschaften auszeichnet, ist, dass sie Widersprüche zulässt“. Diese Widersprüche zeigen sich auch im Gespräch.
So äußert Neubauer, dass es eine politische Strategie sei „die Scale [Waage] an das Sauerland anzulegen“. Damit meint sie, dass die Klimakrise nur global verhindert oder zumindest eingeschränkt werden kann, Deutschland aber nur regional denkt.
Also: Wie können wir die Entscheidung zur klimagerechten Transformation der Gesellschaft am besten verkaufen? „Wir müssen endlich anerkennen: Auf einem endlichen Planeten haben wir endliche Ressourcen.“
Konsumverzicht und Individualisierung
Alexander ist „total für Konsumverzicht“. Hierbei sieht Neubauer nur die in der Pflicht, die das Privileg haben, auf gewisse Sachen verzichten zu können. Da wurde es asketisch: Verzichten könne auch dem Menschen selbst gut tun, so Alexander.
Im nächsten Satz klang das gleich anders. Das Prinzip Wachstum müsse erhalten bleiben. „Jetzt ist die Frage: Greifen wir dieses Prinzip an, oder überlegen wir, wie wir Wachstum entkoppeln können von Ressourcenverbrauch und von Emissionen. Ich glaube, dass das Zweite das aussichtsreichere ist.“ Schließlich solle beim Konsumverzicht jede*r selbst entscheiden, ob und auf was er*sie verzichten möchte und kann.
Weltweite Ungerechtigkeiten?
Ein weiteres hitziges Diskussionsthema ist der globale Süden. „Wir zerhäckseln gerade mit einer Mordsgeschwindigkeit die Chancen des globalen Südens.“, so Neubauer. Alexander erwidert, dass „Der globale Süden entscheidet, nicht wir.“.
Das sieht die Klimaschutzaktivistin jedoch ganz anderes. „Wer macht die großen Investitionen im globalen Süden, in fossile Infrastuktur? Das sind Konzerne, Banken, Investoren aus dem globalen Norden.“
Neubauer schließt mit einem Fazit ab: Wo sie ihre Aufgabe als Aktivistin sieht und die Aufgabe von Menschen wie Alexander als Journalisten sieht sei klar: „Der Auftrag von Bewegungen ist es, Wirklichkeit in die Politik und Medien rein zu bringen – und Auftrag des Journalismus wäre es, Politik und Wirklichkeit zusammen zu bringen.“
Ein Text von Sophie Halley aus dem taz-lab-Blogger:innenteam.