piwik no script img

■ Bremer PeinlichkeitenWie sich Becks & Co. blamierten

Was nur sollte der Autotransporter zwischen Dom und Rathaus? Das fragten sich viele BesucherInnen des Einheits-Festes. Nun, Bremer Firmen, darunter die Autotransport-Firma E.H.Harms, haben das Begleitprogramm zum Fest gesponsert. Sie sollten sich dann auch in der Innenstadt den Gästen von fern und nah präsentieren dürfen. Okay. Aber warum hängt man einerseits jede Leuchtreklame ab, die das Lichtzauberwerk der „Drums of the world“ hätte stören können und läßt andererseits einen Transporter am Eingang zu Bremens guter Stube zu? Das zeigte nicht mdie Wirtschafts“kraft“ des Standortes Bremen. Im Gegenteil: das hatte was von jenen Zeiten in den Neuen Bundesländern, als noch jede neue Tankstelle von der Prominenz öffentlich gefeiert wurde.

Ähnlich mickrig nahm sich der sogenannte „Markt der Genüsse“ auf dem Marktplatz aus: Da hatten sich die drei Bremer Kaffee-Großunternehmen Jacobs Suchards, Melitta und Eduscho zusammengetan und ein Kaffeezelt eröffnet, Motto: „Kaffeespezialitäten“. Statt Spezialitäten aber gab es nur den stinknormalen Kaffee, eine Sorte. In einem Nebenräumchen ein Video über Kaffeeverarbeitung, ältliche Stiche an der Wand. Atlanta servierte gebackene Bananen, immerhin, aber mehr als eine überdimensionale Plastikbanane vor der Handelskammer war offenbar nicht drin.

Einen weit besseren Eindruck hinterließen die Bundesländer: Ganze Stapel an Inofmaterial schleppten glückliche BesucherInnen aus dem Rathaus, wo sich die Länder recht phantasievoll präsentierten: Meck-Pomm etwa mit einem nachgebildeten Rügenstrand. Das kam an. Ebenso manche Kulturmitbringsel der Länder: Mit sichtlich zitternden Knien staksten die ElevInnen der Stuttgarter John-Cranko-Schule ihre Schwanen-Etüden über die Bühne vor C&A. Das war tatsächlich ein Festbeitrag. Und was trägt die Bremer Wirtschaft bei? Eine Kaffeklappe, eine Plastikbanane und eine Brauerei, die zur Feier des Tages 0,3 Liter für patriotische 4,50 Mark ausschenkt. cis

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen