: Wie hältst Du's mit der Religion?
■ Nachtrag zur SPD-Fete in der Werner-Seelenbinder-Halle
Zu Peinlichkeiten unter dem Motto „Wer, wenn nicht wir“ ist gestern schon genug berichtet worden. Aber wenigstens zu einem Thema muß ich mich doch noch einmal melden: Auf die Frage, warum „so viele“ Pfarrer in der SPD seien, antwortet Friedrich Schorlemer erstmal flapsig, daß die halt gern vor mehr Leuten reden würden als in der Kirche. Meinte dann aber ernsthaft, daß diese Partei doch für soziale Gerechtigkeit und gleichzeitig für die Freiheit des Einzelnen eintrete, also für christliche Werte. So einfach ist das! Natürlich mußte darauf Anne Kathrin Pauk (Vorsitzende der SPD Berlin -Ost) gefragt werden, ob sie eigentlich getauft sei. Nee, ist sie nicht, bedauerte sie ihr„tragisches Schicksal“. Die Großeltern väter- und mütterlicherseits waren verschiedener Konfession, was zum Familienstreit geführt hätte. „Ich bin hier der Heide“, gestand sie tapfer. Doch Papa Momper wußte mit offenden Armen zu trösten: „Du bist uns aber genauso lieb“. Wie, was nun? Ist man fast so lieb wie'n Christ, wenn man zur Partei gehört? Wahrscheinlich! und wo der Antichrist sitzt, ist auch klar: bei der früheren SED (es sei denn, man ist frühzeitig zur SPD konverteiert) und bei deren ehemalighen Verbündeten. Seinen einzigen Beifall erhielt Schorlemer mit dem deftigen Spruch: „Die Schleimspur der CDU ist noch nicht trocken“. So schön kann Wahlkampf sein, wenn er nur gründlich genug an den Problemen vorbeizielt!
R. B.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen