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Archiv-Artikel

Wie die rechtsextreme Szene den Tod Jürgen Riegers verkraftet Geregelte Angelegenheiten

Die Szene hat ihn nicht vergessen: Jürgen Rieger, ehemals NPD-Bundesvize und Neonazianwalt in Hamburg, der am Freitag vor einem Jahr in Berlin einem Hirntod erlag. Am Samstag wollen NPD und Kameradschaften des „Anwalts für Deutschland“, der unter Einsatz von reichlich Privatvermögen die rechte Sache vorantrieb, gedenken: mit einem Marsch im oberfränkischen Wunsiedel.

Im Norden hatten Rechtsextremismusexperten und einige Sicherheitskräfte nach Riegers überraschendem Tod mit strukturellen Einbrüchen und finanziellen Engpässen für seine Getreuen gerechnet. Inzwischen scheint es, als hätten diese den Nachlass im Sinne der „Bewegung“ regeln können.

Dennoch heißt es nun im Aufruf zu dem Gedenkmarsch einigermaßen pietätvoll, an der Elbe wiege der Verlust besonders schwer. Der NPD-Landesverband aber ist nach wie vor handlungsfähig: Noch vor Riegers Ableben bemühte sich Jan Steffen Holthusen um die Parteiarbeit, Torben Klebe übernahm kommissarisch den Vorsitz. Die Hamburger NPD griff in der Stadt kursierende Themen auf, von der Schulreform bis zur Gentrifizierung. Man verteilte Flugblätter und richtete Infostände aus, hielt Veranstaltungen ab oder suchte dann und wann auch Gegenveranstaltungen zu stören.

Längst hat sich Riegers politischer Ziehsohn Thomas Wulff, selbst NPD-Bundesvorstandsmitglied, als sein Nachfolger bei der „Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation Ltd.“ eingetragen und ist nun Rechtsnachfolger für deren Immobilien in Dörverden und im thüringischen Pößneck.

Auch die „Artgemeinschaft“ hat die Leitungsnachfolge inzwischen geregelt: Bei der heidnisch-rassistischen Gemeinschaft, die um die 150 Anhänger haben soll, übernahm Axel Schunk Riegers Amt. Er erwarb unlängst zusammen mit Wulff in Trebnitz (Sachsen-Anhalt) ein Schloss für die „Bewegung“.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland