piwik no script img

Archiv-Artikel

Wie Rechtsextreme mit angeblicher Homosexualität umgehen Die falschen Kontakte

Ist er oder ist er nicht? Mancher in der rechtsextremen Szene unterstellt dem Freien Nationalisten Christian Worch homosexuelle Neigungen. So auch auf dem Internetportal „Deutschlandecho“, wo die User sich eigentlich über die geplante Vereinigung von NPD und DVU streiten: Hier wird dem Fusionsskeptiker Worch, der lange die Hamburger Szene prägte, vorgeworfen, er sei schwul.

„Hat einer den Worch überhaupt mal mit einer Frau gesehen“, fragt etwa ein „Berti Stein“: „Vielleicht pflegt er ja noch herzliche Kontakte zu Herrn Althans?“ Gemeint ist Bela Althans, einst in der rechtsextremen Szene und heute schwul lebend.

Dass rechte Kameraden einander ihre – vermeintlichen – sexuellen Vorlieben vorhalten, kommt öfter vor. Es reiche anzudeuten, dass jemand „ein Spitzel oder ein Schwuler sei“, sagt der Aussteiger Patrick B. Auf „Deutschlandecho“ führt Worch aus, dass man ihn sehr wohl bei „Veranstaltungen bisweilen mit einer Frau“ gesehen habe. Er sei verheiratet und mit „insgesamt sechs Frauen im Bett“ gewesen.

Die Diskussion hat Tradition: In einer Studie zu Freikorps und SA stellte der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit fest, dass bei jenen Rechten Homosexualität zunächst nicht „öffentlich sanktioniert wurde“. War es aber der „politischen Auseinandersetzung“ dienlich, wurde die „Verfehlung“ herangezogen – bis zur Rechtfertigung von Mord.

Auch Worch wurde schon vor Jahren seine Nähe zum Neonaziführer Michael Kühnen vorgehalten. Kühnen, der 1991 an den Folgen von Aids starb, hatte in seiner Schrift „Nationalsozialismus und Homosexualität“ dargelegt, dass diese – wenn sie sich „männlich“ ausdrücke – in der „Bewegung“ ihren Platz haben müsse. Beim Wort „Heiraten“, schreibt nun ein User auf „Deutschlandecho“, habe er bei Worch „nicht an Frauen gedacht. Bei einem treuen Anhänger des Herren Kühnen wäre das geradezu vermessen.“

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland