: Wie GVZ-Unternehmer für AfB werben wollten
■ Ein Brief, der keiner sein soll: Geschäftsführer der GVZE erhielt eine „Rüge“
Politische Kultur ist nicht jedermanns Sache. Bei der neuen Wählervereinigung „Arbeit für Bremen“ (AfB) hat wieder einmal einer etwas geschrieben, was er eine Woche später nicht geschrieben haben will oder darf: Ralf Langhorst. Der Mann ist nicht nur Junior-Chef einer Spedition im Güterverkehrszentrum (GVZ), sondern auch Geschäftsführer der GVZ-Entwicklungsgesellschaft (GVZE). Diese Gesellschaft wurde einmal vom Land Bremen gegründet, das Land ist derzeit noch mit 25 Prozent beteiligt - und finanziert mit ca. 150.000 Mark jedes Jahr zumindest das Gehalt des Geschäftsführers. Langhorst verschickte unter dem Datum vom 22.2.1995 einen deftigen Spendenbrief für die Gruppierung, mit der er offenbar sympatisiert, für die AfB. „Es ist endlich an der Zeit, willkürliche Baustellen und primitive Behinderungen - wie z.B. Schraffuren, teilweise auch Baumnasen und Fahrbahnverengungen - zu beseitigen“, heißt es da, und natürlich trommelt Langhorst auch für die geplante verkehrliche Anbindung des GVZ, die A 281. Die vorzeitige Beendigung der Ampel sei eine Chance - „die Wählervereinigung AfB tritt für unsere Belange ein. Eine Unterstützung - nicht nur auf dem Stimmzettel - ist erforderlich.“ Und dann bittet der Geschäftsführer seine Gesellschafter „kurzfristig“ um Mitteilung, ob sie spenden wollen und wieviel. „Die Höhe der Spende spielt dabei eine untergeordnete Rolle“ – das Ganze soll im Wahlkampf vermarktet werden.
„Herr Langhorst hat eine Rüge erhalten“, erklärte gestern der Vorsitzende des Beirates der GVZE, der Unternehmer Heinrich Kackebart (DCT) zur taz. Nicht, daß Kackebart persönlich anderer Meinung sei als Langhorst, aber auf dem Briefbogen einer GmbH - das gehe nicht. Das, was Langhorst da formuliert habe, sei nur seine persönliche Meinung. Einige der Unternehmen des GVZ, die in der GVZE zusammengeschlossen sind, hätten sich „an der Form“ gestört.
Gestört hat sich zum Beispiel Hellmann-Geschäftsführer Huntgeburth. „Ich habe mich da eindeutig geäußert“, sagt er. Der Geschäftsführer einer Firma mit über 30 Gesellschaftern habe „politische Neutralität“ zu üben.
Der größte Gesellschafter, das Land Bremen, hat den AfB-Brief nicht erhalten - offenbar ahnte der Geschäftsführer, das da etwas faul war an seiner Initiative. Eine Woche nach dem Bettelbrief mußte er Abbitte leisten: „Da ist der Eindruck entstanden, daß die von mir geäußerten Inhalte der Meinung der GVZE entsprechen, da ich einen Briefbogen der Gesellschaft benutzt habe“, schreibt Langhorst. „Dieser Eindruck ist falsch.“ Er bittet, die GVZE-Mitteilung „für gegenstandslos zu betrachten“.
Eine PR-Aktion wäre sowieso nicht daraus geworden, weiß Beirats-Vorsitzender Kackebart - es gab „kaum Resonanz“ unter den GVZ-Unternehmern.
Pikant dürfte die Aktion für den Wirtschaftssenator sein. Denn Claus Jäger , das bestätigt der Unternehmer Kackebart, hat sich immer sehr für die Interessen der GVZ-Unternehmen engagiert. Ein Beamter Jägers sitzt auch als Vertreter des Landes Bremen im GVZ-Beirat. Der andere Vertreter Bremens im GVZE-Beirat allerdings, Helmut Möller von der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft, ist selbst auch Mitglied bei AfB. K.W.
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