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„Whitewater“ spült Clinton-Freund über Bord

■ Dritter Mann im US-Justizministerium tritt ab / Der ehemalige Anwaltskollege Hillary Clintons arbeitete am Whitewater-Dossier / Clinton nennt Schritt „richtig“

Washington (AP/wps) – Der stellvertretende US-Justizminister Webster Hubbell ist am Montag zurückgetreten und hat damit die schwelende Whitewater-Affäre bereichert. Gegen Hubbell, ein Freund des Präsidentenehepaars Clinton, laufen Ermittlungen wegen fragwürdiger Rechnungen seiner Dienste in der Zeit als Mitarbeiter der Anwaltskanzlei Rose in Little Rock (Arkansas), der auch Hillary Clinton angehörte. Ihm wird vorgeworfen, Honorar- und Spesenabrechnungen in Höhe von mehreren hunderttausend Dollar verfälscht zu haben.

Hubbell begründete seinen Rücktritt damit, der laufende Rechtsstreit würde ihn von seinem öffentlichen Amt ablenken. Zur Zeit seines Rücktritts arbeitete er an Rechtsproblemen, die noch von der Clinton-Beteiligung an der skandalumwitterten Immobilienfirma Whitewater in Arkansas herrührten. Er bestritt aber, daß sein Rücktritt irgend etwas mit Whitewater zu tun habe.

Der Rücktritt der „Nummer drei“ im US-Justizministerium ist der dritte Rücktritt eines hochrangigen US-Staatsbeamten in den letzten Wochen. Ein anderer Vizejustizminister, Philip Heymann, hatte im Februar wegen Differenzen mit Justizministerin Janet Reno seinen Hut genommen. Vergangene Woche trat Bernard Nussbaum, Rechtsvertreter des Weißen Hauses in den Whitewater-Ermittlungen, von seinem Posten zurück. Nussbaums einstiger Stellvertreter Vincent Foster hatte im Sommer 1993 Selbstmord begangen. Mit Hubbells Rücktritt, schätzen US-Zeitungen, wird die Arbeit der US-Administration im gesamten Justizbereich in Schwierigkeiten geraten. Innerhalb des Justizministeriums, sagte der bereits zurückgetretene Heymann, „verließ sich alles auf Hubbell, wenn es in irgendeiner Weise um das Weiße Haus ging“.

Frau Clinton, die sich gerade in Denver aufhielt, sagte, sie sei „zutiefst traurig“ über den Rücktritt Hubbells. Präsident Clinton nannte den Rücktritt „richtig“ und bestritt, daß er Hubbell zu dem Rücktritt gedrängt habe. Er sagte auch, er fände es „schwer zu glauben“, daß der Zurückgetretene sich irgend etwas zuschulden habe kommen lassen.

Der republikanische Senator Alfonse D'Amato begrüßte den Rücktritt und meinte, der Clinton- Freund Hubbell hätte nie ins Washingtoner Justizministerium berufen werden sollen: „Der üble Geruch, der in Little Rock seinen Anfang nahm, hat sich bis hierher ausgebreitet.“ Die Republikaner im Kongreß sagten, der Rücktritt sei „mehr als Beweis genug“ dafür, daß es Kongreßanhörungen über die Whitewater-Affäre geben sollte.

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