What's hot, what's not: Wahrheiten zum Weltretter
■ Ein ehrfürchtiges Profiler-Profil des Bruce Willis, dessen Turnhemd leider nie ganz sauber ist: Geschmack in und um Hollywood herum
Der Weltretter ist ein gerade noch so verheirateter Mann von etwa 43 Jahren mit einem nie ganz sauberen Turnhemd. Der Weltretter kommt gegen halb elf ins Büro und fragt: „Was Neues zu retten?“, erwartet auf diese Frage keine Antwort und macht sich an die Post. Als erstes sortiert er unverlangt eingesandte Fotos nach Alter, Gewicht und Zahnzustand, nicht aber nach Geschlecht. Der Weltretter hat dabei eine Laune (seine Mitretter haben auch eine Laune, bringen dieselbe aber nicht mit ins Büro, sondern hängen sie im Umkleideraum an die dafür vorgesehenen Haken).
Der Weltretter gebraucht gern deftige Worte und Schießprügel, um seiner Laune kreativ Ausdruck zu verleihen. Nie darf man sich aus Versehen auf die Großkaliberdoppellaufflinte des Weltretters setzen, wenn man ihn in seinem Weltretterbüro (geöffnet Mo. bis Mi., 11 bis 13.15 Uhr, danach Mittag) besucht. Er wird die erheblich ausfallende Zahnarztrechnung nicht begleichen. Dabei ist der Weltretter auch sehr gewitzt, mitunter klug; in gewissen Sachen (Liiiebe) dagegen von Kometen ins Kleinhirn getroffen sowie mit einer sehr geheimen Geheimdienstdenksperre versehen. Dennoch hat der Weltretter ganz andere Sachen im Kopf, als das Personal denkt. Vor allem denkt er gar nicht soviel, wie das Personal denkt.
Der Weltretter hat nie Zeit. Der Weltretter hört nie zu, wenn man etwas mit ihm bespricht, denn seine Ohren sind vom Weltretten völlig in Anspruch genommen. Die anderen Körperteile ebenso. Der Weltretter ist imstande, nach einer ganz wichtigen Erklärung eines FBI- &-CIA-Facharbeiters, die der sich den ganzen Nachmittag über ausgedacht hat, zu antworten: „Sagen Sie mal, Sie kleiner Idiot, haben Sie eigentlich diese Turbodauerwelle aus Platinplasma mit Waldbeergeschmack linksaußen vor den Robotronrotor geschraubt?“ Die Sicherheitsfachkraft verliert den Faden und atmet heftig zur Eindämmung ihres Zorns, entfernt dann aber doch das verhaltensauffällige Bauelement schnellstens.
Der Weltretter ist schon als solcher zur Welt gekommen. Seine Karriere ist ob der schlechten Manieren und hygienischen Unkalkulierbarkeit des Weltretters eine rätselhafte Sache. (Er sagt, er habe es durch eigene Tüchtigkeit sowie fleißiges Ölen der Oberarme so weit gebracht, was hin und wieder stimmt.) Der Weltretter geht öfter zu geheimen Notstandskonferenzen, manchmal zum Kaffeetrinken, und mitunter hat er „Gänge“, das heißt, er kriecht durch dieselben. Er kommt dann mit kleinen Paketen zurück, die er unter lautem Gedröhn explodieren läßt. Wenn das Personal erschrickt und etwas – aber nicht ernsthaft – blutet, freut sich der Weltretter. Der Weltretter sieht resignierend auf die sich öffnende Tür seines Zimmers: Was Gutes erwartet er auf keinen Fall. Der Weltretter wird abwechselnd als Muskelprotz, Wohltäter, Verrückter, Schläger und Halbgott angesehen. Das ist alles falsch. Er ist nur Weltretter!
Familiär ist der Weltretter nicht belastbar. Auf seinem Grabstein soll stehen: „Ich, Mel und Sylvester – wir sind die einzigen Weltretter, die Etymologie studieren wollten.“ Anke Westphal
(PS: Eine taz-TOM-Tasse winkt dem ersten, der das literarische Original erkennt, das hier ungeniert angewandt wurde. Ein wirklich leichter Sieg, Leser!)
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