: „Wer überlegt, hat schon verloren“
■ Nach dem Bremer 0:0 in Dortmund waren alle zufrieden / Vorentscheidungen am Samstag
Homburg - Mgladbach0:0
Dortmund (taz) - Wie schön ein Unentschieden sein kann: Überall sah man am Mittwochabend in den Katakomben des Westfalenstadions nur in strahlende Gesichter. Die auswärtsstarken Grünen hatten endlich mal nicht in Dortmund verloren, die heimschwachen Gelben auch nicht. Kommentare von Votava, Hupe, Mill, Burdenski, de Beer, Rehhagel, Saftig: „Zufrieden.“ Ein Tor hatten beide Mannschaften nicht zustande bekommen. Ein „ansprechendes Spiel“ (Rehhagel) konnte auch nur den über weite Strecken souverän agierenden Bremern attestiert werden. Mit Neubarth, Burgsmüller und Riedle hatte Bremen zwar drei Offensivkräfte aufgeboten (Rehhagel: „Eine große Gefahr für jeden Fußballehrer“), glaubte sich aber einen Verzicht auf die Aktiva Ordenewitz und die dreimal–gelben Borowka und Otten erlauben zu können. Begründung: „Wenn einer von den beiden gegen Mill gespielt hätte, wäre der weggewesen für den Samstag.“ So mußte gegen den Dortmunder Stürmer der „fairste Vorstopper Europas“, Rune Bratseth, ran. Mill, durch die Berufung ins nationale Aufgebot besonders ehr geizig und eigensinnig, konnte sich kaum durchsetzen, und da sich der Techniker Andy Möller diesmal als Grobmotoriker entpuppte, blieb vieles Kampf und Krampf. „Ein Superspiel“ hatte von den 36.614 Zuschauern nur Präsident Niebaum gesehen. Zur Einwechslung des von den Fans heftig geforderten Künstlers Raducanu konnte sich der samt seiner Mannschaft vom Abstiegsgespenst erschreckte Trainer Saftig nicht entschließen. Nur in der zweiten Halbzeit gelang es der Borussia zeitweise, Werder unter Druck zu setzen. Endlich kamen auch die hohen Flanken auf Norbert Dickel - nur den hatte Reinhard der Zauderer bei Halbzeit ausgewechstel. So mußte Rot–Reck–Ersatz Dieter Burdenski nur einmal, bei einem Schuß von Simmes in der 80. Minute, glänzen. Danach einigten sich die Kontrahenten auf das 0:0. „Manni mach ruhig“, rief Mill Manfred Burgsmüller zu. Der bis dato eifrig Werder–Chancen vorbereitende Burgsmüller, als Toremacher, Schlitzohr und Querulant Vorgänger von Mill in Dortmund, hielt sich dran. Auch in einem anderen Punkt war man sich einig. Wichtiger ist das Spiel am Samstag, wenn gegen die „Erzfeinde“ München (in Bremen) und Schalke Vorentscheidungen bei Meisterschaft und Abstieg fallen können. Mit welcher Taktik? Präsident Niebaum: „Wir müssen in kleinen Etappen denken.“ Dortmunds Abwehrspieler Michael Luschs Rezept entspringt leidvollen Erfahrungen: „Einfach drauflos spielen. Wenn man überlegt, hat man schon verloren.“ So einfach ist Fußball, Herr Rehhagel, Herr Saftig! Willi Mossop Dortmund: de Beer - Kleppinger - Kutowski, Hupe - Lusch, Zorc, Möller, MacLeod, Helmer - Dickel (46. Simmes), Mill Bremen: Burdenski - Sauer - Bratseth, Kutzop (68. Otten) - Wolter, Schaaf, Votava, Neubarth, Hermann - Riedle, Burgsmüller
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