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Archiv-Artikel

Wer nicht mitsingt, wird kaltgestellt

betr.: „Verdi gegen Betriebsräte“, taz vom 12. 1. 09

Endlich haben sich Beschäftigte im Krankenhaus Links der Weser auf einer Betriebsversammlung dagegen ausgesprochen, Co-Manager der Geschäftsleitung Gesundheit Nord zu werden und haben mit Recht voreilige Unterschriften zu erklärungsbedürftigen Betriebsvereinbarungen verweigert, da wird auf Arbeitnehmerseite gerügt: „Wenn wir nicht mitspielen, wird alles noch schlimmer“, es wird gerichtlich bestraft und ausgeschlossen. Auch Ver.di-Gewerkschafter Uwe Schmidt schlägt sich auf die Seite der unbedenklich tüchtigen Manager der Geschäftsführung und spielt dort den zahnlosen Tiger.

Er weiß sehr wohl, dass sich die Holding zu einem Wasserkopf entwickelt hat, die sich durch Pressesprecherin Frau Loest alle Unzulänglichkeiten in Sachen mangelnder Unternehmensführung im „Leuchtfeuer-Magazin“ schönreden lässt. Die denken an ihr eigenes Wohl und an das Wohl von Gutachtern, Experten, Beratern, Verwaltungsfachkräften, Sachverständigen, Pharmavertretern, Versicherungswirtschaft und Werbetechnikern. Für Mitarbeiter, die den Betrieb aufrechterhalten müssen, gibt es leider „schmerzliche Eingriffe“ in Form von Mehrarbeit und Personalabbau. Das haben uns die Fallpauschalen eingebrockt. (…)

Das bedeute im Dienstleistungsbereich Stellenabbau oder mit gleichem Personalbestand mehr Leistung zu bringen als je zuvor. Ist dieses Gesetz etwa zu akzeptieren, das auf Kosten von Personal und Patienten eingeführt wurde? Hoch bezahlte Leitungsposten sind nun genug entstanden, jetzt geht es darum, die gelichteten Reihen des allzu schnell akzeptierten Abbaus von Stellen wieder rückgängig zu machen. Laut taz sagte Holding-Chef Hansen zu Überlastungsmeldungen der Mitarbeiter der Gesundheit Nord im November 2008: „Bei den Freigemeinnützigen höre er so etwas nicht“ – welche Interessenlosigkeit und Arroganz! Aber das Verhältnis zu den Betriebsräten sei vertrauensvoll und extrem konstruktiv und man wolle möglichst einvernehmliche im „Lenkungsausschuss“ handeln. Wer da nicht mitsingt, mitmischt, mitspielt und mitheult hat selber Schuld und wird kaltgestellt und getadelt.

Wenn die Arbeitgeberseite die Arbeitnehmerseite lobt, sind faulen Kompromissen Tür und Tor geöffnet, da gibt es Druck statt Verbesserung und blinde Kostensenkung statt Qualität. Die Betriebsräte wissen das sehr wohl, aber heutzutage fällt es immer schwerer „Nein“ zu sagen. (…) MARION TRETSCHOK, Bremen