: Wer benennt die Verantwortlichen?
betr.: „Überforderter Kapitalismus“, taz vom 12. 2. 09
Klare und deutliche Worte von Robert Misik zur Finanz- und Systemkrise. Klaus Wiegandt, der ehemalige Chef des Handelskonzerns Metro und jetzt Vorsitzender der „Stiftung Forum für Verantwortung“, hat bereits vor drei Monaten auf einer Tagung der Evangelischen Akademie in Loccum in Bezug auf die jetzige Krise und ihre absehbar weltweiten Folgen von einem der größten Verbrechen an der Menschheit gesprochen. Wenn dem so ist, gehen wir dann angemessen mit dieser Dimension der Krise um? Es geht nicht um Hexenjagd! Verbrechen haben aber auch etwas mit persönlicher Verantwortung zu tun. Wer benennt aber die Verantwortlichen und wer zieht sie zur Rechenschaft? Wo hört man das öffentliche Eingeständnis, dass man sich geirrt habe und sich von einer einseitigen Ideologie habe blenden lassen, deren Scheitern nun so offensichtlich ist. Milliarden werden unter den Folgen dieser Krise leiden und vermutlich Millionen, vor allem in den Ländern des Südens, an diesen auch sterben. Wir müssen hunderte von Billionen zu unser aller Lasten und der zukünftiger Generationen zur Rettung eines marodes Bankensystems und zur Ankurbelung der Wirtschaft pumpen, wo zuvor für die dringendsten sozialen Bedürfnisse angeblich kein Geld da war, und die Frage der persönlichen Verantwortung wird nicht einmal thematisiert.
Allzu viele haben schalten und walten können, wie sie wollten, und offenbar hat jegliches Risikomanagement versagt. Mit Segen und Unterstützung der Politik, die erst die Voraussetzungen dafür schuf, dass dieses System so völlig aus dem Ruder laufen konnte. Wo bleibt der Ruf nach einer Wirtschaftsdemokratie, damit sich so etwas nicht wiederholt? DIETER LEHMKUHL, Berlin