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Wenn unerbittlich um ein Rad gekämpft wird

Die Ansage im Amtsblatt der Stadt Illertissen ist vollmundig: „Fahrradversteigerung. Schnäppchenjäger aufgepasst!“ Das braucht man sich hier in Schwaben nicht zweimal sagen zu lassen. Und richtig: Knapp 30 Personen inspizieren inmitten der Geschäftszeit (!) die Krücken, die unter den Hammer sollen.

Okay, denke ich, lasst uns die Sache hier unter uns am Markt vorbei klären: Die Dame mit den toupierten Haaren bekommt das Dreigang­rad mit dem tiefen Einstieg. Das Paar mit dem Hund den Shopper mit dem zerbeulten Korb – und der Junge mit der Zahnspange das quietschende Trekkingrad …

Illertissen

18.400 Ein­wohner*innen.

Mit dem Fahrrad kommt man in dem Städtchen in Bayerisch-Schwaben gut rum. Und auch weiter weg: Es liegt am Iller-Radweg, einer Fernverbindung für Radfahrer zwischen Ulm und Oberstdorf, überwiegend in Flussnähe.

Doch da geht es los und Schlag auf Schlag: Ein Rad nach dem anderen geht an die meistbietenden, tja, Männer. Die besten krallt sich zuverlässig der Kerl mit dem dicken Geldbeutel. Er bootet alle aus – auch den Jungen mit der Zahnspange, der tatsächlich ein Trekking­rad will. Weiß, grün, blau – egal. Der Typ ist eiskalt, ein Hai. „Jetzt gönn dem Buben doch auch mal eines!“, ruft eine Frau plötzlich empört. „Der ist geschäftlich hier“, entlarvt die Dame neben mir das Motiv des Typen, und befindet: „Das geht doch nicht!“ Freundschaft! Christine Prußky

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