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Wenn es auf den feinen Unterschied ankommt

Einmal im Jahr tauche ich auf dem Boot einer Freundin für ein paar Tage in die Seglerwelt ein. Die ist speziell, weil sie überwiegend von schlanken, gut gekleideten und gesund wirkenden Menschen bevölkert wird, die vielleicht aufgrund ihres Hobbys, vielleicht aufgrund ihrer Privilegien einen ausgeruhten, zufriedenen Eindruck machen.

Eine Ausnahme bildet die Frau mit den weißen, kinnlangen Haaren, der wir in Schleimünde begegnen. In Socken läuft sie über das goldbraun glänzende Deck der Segelyacht mit blau lackiertem Holzrumpf. Unser Boot hingegen besteht wie fast alle im Hafen liegenden Yachten aus Kunststoff. Diese sollen ihrem nicht zu nahe kommen! Ein junger Segler legt in der Box neben uns an, nachdem die Frau ihn verjagt hat. Oder war es ihr Mann? Ich sehe ihn nur einmal, als er unter Deck verschwindet.

Schleimünde

Keine Ein­woh­ner*innen,

es gibt auf dem äußersten Zipfel einer unter Naturschutz stehenden Landzunge an der Ostsee einen Leuchtturm, einen kleinen Hafen, einen Kiosk, eine Zeltwiese für Wasser­wanderer und das ehemalige Lotsenhaus, das für Tagungen vermietet wird.

Sie aber streicht mit traurigem Gesicht über den Steg, stellt sich zu uns an das Geländer vor dem Hafenmeisterbüro. Ein Gespräch kommt nicht in Gang. Es geht um Teakholz, ob man das noch verarbeiten darf, und um ihr Boot, eine antiquarische Rarität. Wir lassen sie stehen, und ich frage mich, warum sie nicht dauerhaft von Bord geht. Eiken Bruhn

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