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Wenn einen Job wirklich niemand haben will

Es ist eine Filiale der Bäckereikette Dat Backhus, untergebracht in einem ­Supermarkt in Niendorf am Hamburger Stadtrand. Die Kundin hat ihre Wünsche mitgeteilt und die Verkäuferin mit den schütteren schwarz-grauen Haaren drückt auf dem Touchscreen ihrer Kasse herum.

Irgendwas ist dabei aber schiefgegangen. Zwischen Produkt-, Storno- und Rabatt­tasten hat sich die Verkäuferin verirrt, sie probiert dieses und jenes, kommt nicht weiter und wird immer röter im Gesicht. Ihre Kollegin hilft ihr nicht.

Die Schlange im Laden wird immer länger, die Verkäuferin immer hektischer und da sagt die Kundin: „Nicht so schlimm. Sie müssen ja immer so viel im Kopf haben mit den ganzen Brötchen. Also, ich möchte ihren Job nicht ­haben.“

„Ja, ja, alles gut“, sekundiert der nächste Kunde in der Schlange. „Ihren Job möchte ich nicht haben.“

Hamburg-Niendorf

42.300 Ein­wohner*innen.

Wer wissen will, wie es in dem Stadtteil zugeht, liest einfach den Roman „Runterkommen“ – „eine Orgie des Menschlichen und Allzumenschlichen“, schreibt der Verlag – von unserer Kolumnistin Katrin Seddig: der spielt in Niendorf.

Irgendwann hilft dann die Kollegin doch, und die Schlange wird kürzer. Und die Frage bleibt: Wie fühlt es sich eigentlich an, einen Job zu machen, den sonst scheinbar niemand haben will? Klaus Irler

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