: Wenn einem mal kein Weg zu weit ist
Die Einladung zum 60. dieses geschätzten Kollegen hatte mich wirklich sehr gefreut. Ich habe also Termine verlegt, bin nach Berlin gereist und habe die Erkältung so weit niedergerungen, dass ein Kommen vertretbar schien. „Was Kleines fürs Buffet wär toll“, hatte er geschrieben. In fremder Küche gelingt ein passables Sauerteigbrot, zum Draufstreichen eine Thunfischcreme.
Jetzt noch die taz-Produktion durchprügeln und dann mit dem Rad in den Regionalzug nach Fürstenwalde. Das liegt am Freitagnachmittag da wie tot. Graue Häuser, grauer Himmel, schnurgerade, leere Ausfallstraßen. Ich kämpfe mich vorbei an der Juri-Gagarin-Oberschule, an Tedi, Kik und dem Freizeitbad Schwapp. An den Deutschen Amphibolinwerken. Was mag das sein?
Es beginnt zu dämmern. Am Kreisel links und dann noch ein guter Kilometer. Nieselregen setzt ein. Dann der Abzweig nach Neuendorf. Hier muss es gleich kommen. Ein paar Bauwagen. Eine Scheune, die sich nur noch aus Gewohnheit aufrecht hält. Es riecht nach Kaminfeuer. Aber weit und breit kein Mensch.
Neuendorf im Sande
414 Einwohner*innen.
Der Gutshof war ab 1932 eine Ausbildungsstätte für jüdische Auswanderer, später Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager.
Ich zücke das Handy und suche die E-Mail. Da: „hoffentlich bis Samstag“, steht da. Samstag, das ist morgen. Jan Kahlcke
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