: Wenn die Wellness an der AfD zu scheitern droht
Urlaub, Besuch bei Freunden in Leipzig. Nichts zu tun, außer vormittags in einer Sauna am Baggersee abzuhängen. Keine Nachrichten, kein Stress. Der einzige Termin des Tages ist der stündliche Aufguss.
Der Saunameister tritt ein, durchtrainierter Körper, wallendes Haar. „Ich habe Orange-Minze mitgebracht“, kündigt er leicht sächselnd an. So weit die übliche Saunaerfahrung, die sich von den Wellnesstempeln in Berlin nicht unterscheidet. Der erste Dampfschwall geht vorüber, doch dann gerät der Saunameister ins Plaudern: „Heute wurden im Bundestag die Ausschussvorsitzenden gewählt. Die AfD hat keinen bekommen. Was halten wir davon?“
Leipzig
608.013 Einwohner*innen,
gilt im tiefbraunen Sachsen als linke Hochburg und weltoffene Metropole. Doch auch hier holte die AfD bei der letzten Bundestagswahl 25 Prozent.
Ich erwache aus meiner wattigen Wellnesstrance. Bitte keine AfD-Debatte, in einem Bundesland, in dem die gesichert rechtsextreme Partei fast 40 Prozent geholt hat. Ich schaue verunsichert nach links und rechts, während der Saunameister eine weitere Runde aufgießt. Neben mir sitzt vor allem Stammpublikum, männlich und altersmäßig irgendwo um die Rente. Ich erwarte das Schlimmste und stelle mich auf eine hitzige Diskussion ein. „Ja, selber schuld, wer die wählt“, sagt mein tätowierter Nebenmann. Glück gehabt, Leipzig bleibt stabil. Jonas Wahmkow
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