: Wenn die Geschichte in die Gegenwart spielt
Nach dem Event durch den Ort zu schlendern, ist unbezahlbar. Drakenburg, das festlich begeht, in einem – nicht näher bezeichneten – Dokument aus dem Jahre 1025 erstmals erwähnt worden zu sein, liegt rechts der Weser mit ihren sattgrünen Auen. Und dank Kanalarbeiten ist der Ortskern sonntags noch viel verkehrsberuhigter als sonst.
In der wehrhaften Backsteinkirche war zum Jubiläum ein selbst gebasteltes Theaterstück gespielt worden. Etwas aus der Zeit der Reformationskriege, Handlung ein Familienkonflikt, der dann 1547 zur Entscheidung der realen Schlacht von Drakenburg geführt hätte. Egal. Hauptsache: Die eine Hälfte der Samtgemeinde inklusive Bürgermeister hatte mitgespielt, die andere plus Bekannte zugeschaut und applaudiert. So weit also.
Und dann, halbe Stunde danach, beim Flanieren im Hof des Ritterguts, tritt, noch im Kostüm, der junge Held mit Cape durch den prächtigen Torbogen. „Herzlichen Glückwunsch, schön war’s!“ „Oh, Danke!“, und eilt übern Hof und verschwindet im Herrenhaus, stilreine Weserrenaissance. Ganz wie’s der Rolle entspricht.
Drakenburg
1.780 Einwohner*innnen,
heißt nach einer Burg, die ab dem 13. Jahrhundert als Zollstation diente. Bis aufs Kreuzrippengewölbe eines Vorburggebäudes, das nicht besichtigt werden kann, ist sie verschwunden. Ihr vermuteter Standort liegt heute in der Weser.
Benno Schirrmeister
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