: Wenn die Autobahn mal für ein Tänzchen gut ist
Vor uns leuchteten die Rücklichter der voranfahrenden Wagen auf, dann kam der Verkehr zum Stillstand: Stau zwischen Bad Bramstedt und Großenaspe auf der A7. Das Radio empfahl einen weiten Umweg. Das half nur uns nichts, wir steckten mittendrin.
Erstaunlicherweise ärgern sich Menschen oft mehr über Kleinigkeiten als darüber, wenn was gar nicht klappt. Angesichts der Totalsperre – wenige Wagenreihen hinter uns blieb die Fahrbahn leer – gab es weder Gemecker noch Hupkonzerte, stattdessen stellte sich fast so was wie Feierlaune ein. Die Familie im roten E-Auto drehte die Musik auf, ein junger Mann forderte eine ältere Dame zum Tanz auf. Die drei im blauen Passat stellten ein Schachbrett aufs Dach, der Fahrer des benachbarten Wohnmobils stellte sich dazu. Alles super also – nur ich wünschte, ich wäre schon bei der Toilette vor einigen Kilometern abgebogen. Aber die Sperre hatte auch ihr Gutes. Da keine Wagen nachkamen, lag das Ende des Staus in Fußnähe. Danach begann die Einsamkeit. Auf der Gegenfahrbahn rauschte der Verkehr wie ein ferner Fluss. Neben dem Grünstreifen zwitscherten Vögel.
Holsteiner Auenland
92.000 Einwohner*innen.
Gleich neben der Autobahn findet sich hier im Süden Schleswig-Holsteins das Holsteiner Auenland, schön zum Paddeln auf den zahlreichen Auen wie Bramau, Osterau usw. Wenn man von der Autobahn runterkommt.
Zwei Stunden dauerte der Stau noch. Die Bahn verzeichnete an dem Tag übrigens keine Verspätung auf der Strecke. Esther Geißlinger
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