: Wenn der Druck ganz real wird
Madrid muss in der Champions League gegen Steaua Bukarest punkten, damit Spaniens Spitzenklub nicht den Anschluss verpasst, dem Hamburger SV geht es ziemlich ähnlich
HAMBURG dpa ■ Real Madrid, deren Spieler früher einmal unter „los galacticos“ firmierten, steht in der Champions League mächtig unter Druck – und ausgerechnet David Beckham könnte nach der Pleite in der nationalen Liga gegen den Vorstadt-Club Getafe (0:1) schon wieder das Bauernopfer im Spiel des Trainers sein. Bei Steaua Bukarest müssen die Königlichen am Dienstagabend (20.45 Uhr/Premiere) auf Europas Fußball-Bühne nicht nur Wiedergutmachung betreiben, sondern unbedingt auch einen Konkurrenten in der Eliteliga in die Schranken weisen. Auch der AC Mailand muss nach einem schwachen Liga-Auftritt (1:1 bei Sampdoria Genua) nun beim RSC Anderlecht seine Fans versöhnen. Manchester United und Hamburgs Gruppengegner FC Arsenal mit Jens Lehmann im Tor streben hingegen mit dem dritten Sieg bereits eine Vorentscheidung für den Einzug ins Achtelfinale an.
Real-Trainer Fabio Capello rüttelte sein Starensemble vor der Reise nach Rumänien mit einer Standpauke wach: „Eine solch lasche Einstellung wie in Getafe will ich nicht noch einmal erleben. Das war das letzte Mal.“ Auch Real-Präsident Ramon Calderon stellte nach der Niederlage gegen den Schuster-Club Getafe unmissverständlich klar: „So etwas darf sich nicht wiederholen.“ In der Champions League haben Real und Steaua nach Niederlagen gegen Olympique Lyon und Siegen gegen Dynamo Kiew jeweils drei Punkte auf ihrem Konto und kämpfen um den wichtigen zweiten Platz in der Gruppe E.
Um Schwung ins alarmierend behäbige Real-Team zu bringen, könnte Capello in Bukarest auf den leichtfüßigen Brasilianer Robinho setzen und den gegen Getafe schon ausgewechselten und zuletzt nicht zum Stammpersonal zählenden Beckham zu einer neuerlichen Zwangspause verurteilen. Kapitän Raúl wollte von einer drohenden Krise nach nur einer Niederlage nichts wissen und setzt ganz auf die bevorstehende Woche der Wahrheit mit dem nationalen Spitzenduell zum Ausklang. „Wenn wir in Bukarest gewinnen und am Sonntag gegen den FC Barcelona, wird sich alles wieder einrenken.“
In Mailand wandte sich Trainer Carlo Ancelotti vor dem Abflug nach Anderlecht an die Fans: „Behaltet die Ruhe. Milan wird wieder gut spielen, Tore machen, siegen und euch viel Spaß bereiten.“ Das 1:1 gegen Sampdoria Genua genügte den Ansprüchen freilich nicht. Sorgenkind bei Milan bleibt Alberto Gilardino, der nun seit 699 Minuten ohne Treffer ist und in Anderlecht wohl auf die Bank muss. Für ihn dürfte Ricardo Oliveira neben Filippo Inzaghi stürmen. Ancelotti betonte dennoch: „Ich glaube fest an Gilardino.“ Mit einem Sieg in Belgien könnte Milan bei bislang vier Zählern in Gruppe H die Weichen Richtung Achtelfinale stellen.
Englands Spitzenclubs könnten mit einem weiteren Sieg fast schon sicher für die nächste Runde planen. HSV-Gruppenkontrahent FC Arsenal steht dabei mit Deutschlands Nationaltorwart Jens Lehmann bei ZSKA Moskau vor der schwereren Aufgabe als Manchester United. Der Sieger von 1999 empfängt im heimischen Old Trafford die noch sieglosen Dänen vom FC Kopenhagen. Seinen dritten Sieg peilt auch Olympique Lyon an. Die bislang überaus überzeugenden Franzosen reisen zu Dynamo Kiew und können mit einem weiteren Erfolg Bukarest und Madrid weiter distanzieren.