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Wenn Internet-Riesen ausfallenBlackout bei Amazon

Die Website von Amazon war vergangene Woche für mehrere Stunden nicht zu erreichen. Ein Beispiel dafür, was passieren kann, wenn sich die Netzwirtschaft auf wenige Anbieter konzentriert.

Amazon - und du bist fertig Bild: dpa

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Wall Street-Research-Firma Sanford C. Bernstein eine Analyse, in der vorhergesagt wird, dass die Online-Giganten Amazon und Google in den nächsten Jahren im Netz den Ton angeben und zu den "großen Gewinnern" gehören würden. Für kleinere Anbieter blieben da nur wenige Chancen im harten Internet-Geschäft, hieß es in dem Papier.

Wie die Ironie des Online-Lebens manchmal so spielt, konnte sich der E-Commerce-Riese Amazon nicht lange auf den Lorbeeren ausruhen: Am Freitag kam es zu einem stundenlangen Ausfall bei dem Anbieter, dessen genaue Gründe auch am Montag noch nicht bekannt waren. Als "nicht geplantes Ereignis" wurde der Vorfall bezeichnet, man untersuche derzeit mit einem Ingenieursteam, was konkret passiert sein könnte, hieß es. Während beim Aufruf von Amazon.com eine Fehlermeldung erschien, konnten tausende, wenn nicht gar hunderttausende Bestellungen nicht entgegengenommen werden. Die Börse reagierte dementsprechend negativ: Amazons Anteilsscheine sackten an nur einem Tag um 4,6 Prozent am New Yorker NASDAQ-Markt ab. Amazon.de, das deutsche Angebot, war nicht betroffen.

Experten sehen in dem Vorfall ein Beispiel dafür, was passieren kann, wenn sich Netzwirtschaft auf wenige Anbieter konzentriert. Amazon beherrscht den E-Commerce-Markt mit deutlichem Vorsprung, dementsprechend spürbar war der Ausfall auch. Shawn White, Direktor beim Online-Messunternehmen Keynote, meinte gegenüber der Nachrichtenagentur "Reuters", Amazon besitze eine der komplexesten Online-Shopping-Angebote der Welt. "Je komplexer etwas ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schief läuft", sagte er.

Trotz der breiten Möglichkeiten, die die grundlegende Internet-Infrastruktur zur Aufgabenteilung bietet - Datenpakete können Staus umgehen, Server auf der ganzen Welt platziert werden -, geht der Trend verstärkt zur Zentralisierung. So übernimmt der Online-Konzern Google immer mehr Aufgaben, je mehr Dienste er anbietet - von einfachen E-Mails bis zum Vorhalten ganzer Firmen-Dokumentensammlungen. Hinzu kommt, dass auch Dritte diese Infrastruktur seit einiger Zeit mitnutzen dürfen. So können Internet-Firmen bei Google inzwischen im Rahmen der so genannten "App Engine" eigene Anwendungen unterbringen, die von dort aus dann direkt an die Kundschaft ausgeliefert werden. Der Vorteil: Die oft noch kleinen Unternehmen müssen sich nicht mehr um eine eigene Serverlandschaft kümmern, zahlen dementsprechend weniger.

Dabei vertrauen die Firmen auf die Kenntnisse, die der Suchmaschinen-Anbieter mit bekannten Online-Problemen wie der Lastverteilung über zahlreiche Länder hinweg aufgebaut hat. Das Gefährliche dabei: Auch Googles riesiger Serverpark kann einmal "Schluckauf" haben - so verschwanden in der Vergangenheit beispielsweise kurzzeitig einige Ländersuchmaschinen aus dem Netz, weil es zu Problemen beim so genannten Domain Name System, dem Adresssystem des Internet, gekommen war. Die potenzielle Bedrohung: Wäre Google von einem großen Ausfall betroffen, könnten auch die bei dem Anbieter gelagerten Anwendungen Dritter nicht mehr funktionieren. Eine solche "Downtime" wäre also wesentlich weitreichender und nicht nur ein Unternehmen betroffen.

Auch Amazon engagiert sich seit längerem im Bereich des so genannten "App Hosting". Firmen, die eigene Hardware einsparen wollen, können Kapazitäten bei dem E-Commerce-Anbieter mieten, ähnlich wie das bei Google möglich ist. Ursprungsidee des Projekts war, die von Amazon nicht immer voll ausgelastete, eigene Infrastruktur besser auszunutzen. Inzwischen setzen zahlreiche Start-Ups, darunter der populäre Kommunikationsdienst Twitter, auf Amazons Dienste wie "S3" zum Ablegen von Daten und "EC2" für die Nutzung von Rechenkapazität.

Gegen große Ausfälle bei Internet-Riesen hilft nur ein weiterer Ausbau ihrer eigenen Infrastruktur, um sicherzustellen, dass von Problemen nur bestimmte Bereiche betroffen sind. Am Freitag hat das funktioniert: Nur Amazon.com war nicht zu erreichen, während S3 und EC2 weiterhin arbeiteten, als wäre nichts passiert.

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