Weniger Übernachtungen: Trauer in den Hotels

Die Touristenzahlen bleiben erstmals seit vielen Jahren deutlich hinter den Erwartungen zurück

Und noch ein Hotel: Auch aus der Baugrube am Hackeschen Markt soll ein Aparthotel wachsen Bild: DPA

In den Mund nehmen wollte das Wort "Finanzkrise" kaum einer der Tourismus-Verantwortlichen, die Zahlen sprechen ohnehin für sich: Der jahrelang zweistellige Anstieg bei den Gästezahlen ist in diesem Jahr abgeflaut. Das Plus bei den Übernachtungen dürfte bei lediglich 3 Prozent liegen. Damit bleibt die Branche hinter ihrem gesteckten Ziel von 5 Prozent zurück. Insgesamt rechnet sie für 2008 mit 17,75 Millionen Übernachtungen. Prognosen seien schwierig, bekannte der scheidende Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing (BTM), Hanns Peter Nerger, am Mittwoch.

Zugleich versuchte er, angesichts der sich abzeichnenden Rezession zu beruhigen. Der Städtetourismus werde zurückgehen, aber: "Berlin wird mit einem blauen Auge davonkommen." Die Stadt profitiere davon, dass sie nie so von Geschäftsreisenden abhängig war wie etwa Frankfurt am Main oder München. Nun zahle sich die Angebotsvielfalt aus - nach Berlin kommen die Menschen zum Einkaufen, für Freizeiterlebnisse, wegen der Kultur und Messen. Schwächele ein Standbein, stützten die anderen.

Auch Willi Weiland, Generaldirektor des Intercontinental Hotels, schlug verhaltene Töne an. Die Buchungen gingen etwas zurückhaltender ein, sagte er. BTM-Aufsichtsratschef Michael Zehden erklärte, dass von 52 Hotelprojekten bei 30 die Finanzierung gesichert sei. Über die restlichen 22 verlor er kein Wort.

Die Berlin-Werber setzen nun verstärkt auf den Tagungstourismus. Von Januar bis Oktober nahmen insgesamt knapp 6,7 Millionen Menschen an 86.300 Veranstaltungen teil. "Wir sind preiswerter als andere Städte, das macht sich beim Rahmenprogramm für Kongressteilnehmer bezahlt", sagte Nerger. Er erhofft sich von der Senatsverwaltung für Wirtschaft mehr Geld für die Akquise, um die Industrie auf den Standortvorteil hinzuweisen. Der Zuschuss von 500.000 Euro jährlich solle vervierfacht werden, wünschte sich der BTM-Chef und kündigte Gespräche mit Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) an.

Nerger scheidet Ende des Monats nach 15 Jahren an der Unternehmensspitze aus. Nachfolger wird Burkhard Kieker, er kommt vom Marketing bei den Berliner Flughäfen. KRISTINA PEZZEI

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