: Weniger Kunstraub im Krieg
■ Expertentagung in Bremen dämpft Erwartungen um Rückgabe
Die Zahl geraubter Kunstschätze in Europa während des Zweiten Weltkriegs und danach ist unter Experten stark umstritten. Noch immer seien „häufig viel zu hoch gegriffene Zahlen im Umlauf“, erklärte gestern die Leiterin der Koordinierungsstelle der Länder für die Rückführung von Kulturgütern in Bremen, Doris Lemmermeier. Sie äußerte sich nach einem Arbeitstreffen zum Thema „Kriegsbedingt verlagerte Kulturgüter als kulturelles Erbe des Zweiten Weltkrieges“, zu dem Beutekunstexperten aus neun europäischen Ländern in der Hansestadt zusammengekommen waren.
Voraussetzung für mögliche Rückführungen von Kunstschätzen sei eine akribische Verlustdokumentation. Nur eine genaue Feststellung dessen, was tatsächlich noch in anderen Ländern zu finden sei, könne die Basis für vertrauensvolle Verhandlungen bilden, heißt es in einer Abschlußerklärung der Koordinierungsstelle. Als Erfolg werteten die Teilnehmer schon die Tatsache, daß das Treffen über das hochsensible Thema erstmals habe stattfinden können.
Einig waren sich die Teilnehmer in der Einschätzung, daß die Geschichte der europäischen Beutekunst mit den Plünderungen der Nationalsozialisten in europäischen Ländern begonnen habe. Obwohl viele Beutestücke von den Experten jetzt in Rußland vermutet werden, habe das Treffen auch gezeigt, wie eng viele europäische Länder bei diesem Problem verbunden seien. Verabredet haben die Kunstexperten jetzt ein jährliches Treffen sowie einen regen Informationsaustausch in einer eigenen Zeitschrift. dpa
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