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Wenig Interesse an ziviler Produktion

■ Nach dem Verkauf der Vulkan-Tochter Atlas Elektronik droht die Zerlegung in Einzelteile und der Verlust von Arbeitsplätzen

Nach dem Verkauf der ehemaligen Vulkan-Tochter STN Atlas Elektronik befürchten Betriebsräte und IG Metall eine Zergliederung des Unternehmens. „Es bestehen erhebliche Zweifel, ob das Unternehmen als Ganzes fortbestehen soll“, sagt Erik Merks, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und Aufsichtsratsmitglied.

Das Käufer-Konsortium aus Rheinmetall und Badenwerke AG (zusammen 51 Prozent) sowie British Aerospace (49 Prozent) zeige zwar reges Interesse an der militärischen Fertigung, nicht jedoch an der Schiffselektronik. Und in diesem Bereich sind in Hamburg knapp dreiviertel der insgesamt 1000 Mitarbeiter, in Bremen zehn Prozent von rund 3000 Mitarbeitern beschäftigt.

Die STN Atlas Elektronik – eine frühere Tochter des zusammengebrochenen Bremer Vulkan-Verbundes – wurde am vergangenen Donnerstag von dem Konsortium für 550 Millionen Mark gekauft. 250 Millionen Mark davon fließen zwecks Stärkung der Liquidität zurück ins Unternehmen. Die unternehmerische Führung übernimmt Rheinmetall, Unternehmenssitz bleibt Bremen. Der Übernahme müssen das Bundeskartellamt und die Aufsichtsgremien der Unternehmen noch zustimmen.

Rheinmetall ist nach Informationen der IG Metall ausschließlich an Heerestechnik und Simulation interessiert, während British Aero-space seinen Schwerpunkt in der Marinetechnik sieht. Es sei zu befürchten, daß durch eine Aufteilung der Interessen Arbeitsplätze verloren gingen. Das Konsortium habe lediglich einen Garantie auf sechs Jahre für den Erhalt des Standortes Bremen gegeben, nicht aber für Arbeitsplätze und Tätigkeitsfelder.

IG Metall und Betriebsrat wollen STN Atlas als länderübergreifende Einheit erhalten. Ein Herauslösen einzelner Teile gefährde den Fortbestand der einzelnen Unternehmen. Als dennoch „positives Signal“ wertet Aufsichtsratsmitglied und IG-Metaller Gunter Barnbeck den Verkauf von STN. Er bringe wieder Sicherheit in die Geschäftspolitik. Nun müsse die neue Geschäftsleitung schleunigst ein Konzept vorlegen. Denn selbst in der Schiffselektronik sei die Auftragslage grundsätzlich „recht gut“, meint der Betriebsrat. Die Branche stehe jedoch unter großem internationalen Preisdruck. lno/taz

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