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Wendepunkt auf dem ZeitungsmarktOnlinewerbung finanziert LA Times

Die LA Times ist laut Angaben ihres Herausgebers Russ Stanton in der Lage, ihre gesamte Redaktion durch Online-Werbung zu finanzieren. Allerdings musste dafür die Belegschaft schrumpfen.

"Gesundgeschrumpft" und komplett durch Online-Werbung finanziert:Die LA Times. Bild: screenshot latimes.com

Es ist ein historischer Augenblick in der Zeitungsgeschichte, freut sich der New Yorker Jornalistik-Professor Jeff Jarvis in seiner Kolumne im Guardian über die Nachricht des LA Times-Herausgebers Russ Stanton, dass die Online-Werbung die gesamte Times-Redaktion finanziere. "Das sagt mir, das wir an der Schwelle jenes Augenblicks stehen, an dem Online-Einnahmen ein substanzielles digital-journalistisches Unternehmen unterhalten könnten - ohne hohe Druck- und Vertriebskosten", so Jarvis weiter.

Allerdings musste dafür erstmal die Tribune Company, der Mutterkonzern der LA Times, Ende vergangenen Jahres Insovenz anmelden und die Belegschaft der kalifornischen Zeitung von 1200 Mitarbeitern um die Hälfte reduziert werden. Einer bankrotten Zeitung, so Jarvis, könnte ein radikaler Wechsel zur papierlosen Zeitung leichter fallen. Damit streicht er aber auch gleich den Preis für diese Rentabilität einer Online-Zeitung heraus: "Seit Jahren fragen die Verleger, wann dieses Internet-Ding endlich die Newsrooms finanzieren würde. Nie, habe ich stets geantwortet. Eure Tage als Oligopolisten sind vorbei, habe ich gesagt, und das Nachrichtengeschäft wird ebenso wie eure Newsrooms schrumpfen. Vielleicht sind sie jetzt genug geschrumpft."

Also sollten jetzt Zeitungsverlage nicht darauf hoffen, sich durch Online-Werbung sanieren zu können, so Jarvis. Sondern das Beispiel LA Times zeigt vielmehr, dass ein schlankes, gutvernetztes Onlinejournalismus-Angebot in Zukunft rentabel sein kann. Umso mehr, wenn die ganzen Print-Altlasten wie Kosten, Erwartungen und Traditionen, die eine Zeitung wie die LA Times noch mit sich rumschleppt, wegfallen würden.

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