Weltkongress für Psychiatrie

betr.: „Eine Weißwäscher-Konferenz“ (Parallel zum Weltkongress ... Gegenkongress) , taz vom 9. 8. 99

[...] René Talbot wird zitiert mit den Worten: „Psychiater sind die Täter, mit denen die Opfer nie sprechen würden.“ Diese Meinungsäußerung leugnet jede Entwicklung der Psychiatrie seit der Nazi-Zeit, differenziert weder auf Psychiater- noch auf Betroffenenseite.

Dorothea Buck wurde zur Hitlerzeit in der Psychiatrie zwangssterilisiert. Sie ist die Initiatorin der Psychose-Seminare, in denen man sehr wohl miteinander redet. Man kann beklagen, dass Psychiater dort selten anzutreffen sind und dass die Aufarbeitung der „Ausmerzungsideologie“ der Nazi-Zeit noch immer unzureichend ist.

Die pauschale Verunglimpfung der Psychiatrie ist aber nicht in meinem Sinne. Viele Menschen, die sich in der Psychiatrie redlich um Verbesserungen bemühen, verdienen unsere Anerkennung und Unterstützung, sie stoßen dabei an ähnliche Grenzen wie die Betroffenenbewegung. Wenn es so etwas wie eine Verbandslinie des BPE überhaupt gibt, dann wird sie für mich durch die Arbeit von Frau Buck repräsentiert, deren „Kinder“ wir sind. Kalle Pehe, BPE-Mitglied, Krefeld

[...] Wie kann es angehen, René Talbot, den in der Tat aktivsten Mann hinter dem BPE-Gegenkongress zum WPA-Kongress in Hamburg, als „Präsidenten“ des BPE zu bezeichnen? Warum ist nicht recherchierbar, dass wir sieben Vorstandsmitglieder ohne feste Pöstchen sind sowie ein Ehrenmitglied: die von den Nazis zwangssterilisierte 82-jährige Schriftstellerin und Malerin und Bundesverdienstkreuzträgerin Dorothea Buck-Zerchin? Zum Berliner René Talbot: Er ist fürwahr eine unserer potentesten und brillantesten Köpfe im Verband, siehe die Endlosliste seiner Berliner Initiativen. [...]

Es ist schade, dass die von Winkelmann teilweise nicht korrekt wiedergegebenen Aussagen Talbots dazu benutzt werden, die Bedeutung des BPE zu schmälern. Dabei hat just unser kleines, feines Kongresschen gezeigt: Der WPA-Kongress hat unser BPE-Thema: „Heilen durch Töten“ der Nazi- und Nach-Nazi-Zeit für sich in sozusagen letzter Sekunde zu annektieren versucht über plötzlich mögliche Ausstellungen und Wirkshops bis hin zu den schriftlichen statt persönlich vorgetragenen Grußworten des Bundespräsidenten. Ergo sind wir stolz darauf und sicher, mit unserem Gegenkongress-Programm wichtige Beiträge geleistet und bewegt zu haben. [...] Brigitte Siebrasse, Vorstandsmitglied des BPE e.V., Bonn