Welthunger-Index 2009: Jeder sechste muss hungern
Das 21. Jahrhundert droht zum Hungerjahrhundert zu werden. Wo Frauen schlechter gestellt sind, sei der Hunger umso größer, wertete die Welthungerhilfe aus.
BERLIN ap | Die Zahl der Hungernden dürfte im Jahr 2009 erstmals die Milliardengrenze durchbrechen. Darauf hat am Mittwoch die Welthungerhilfe bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2009 hingewiesen. "Das 21. Jahrhundert droht zum Hungerjahrhundert zu werden. Jeder sechste hat nicht ausreichend zu essen", erklärte Verbandspräsidentin Bärbel Dieckmann. Dem Index zufolge ist die Lage weltweit in der Republik Kongo am Schlimmsten. Es folgen Burundi, Eritrea, Sierra Leone sowie Tschad und Äthiopien.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass der Hunger dort größer ist, wo Frauen schlechter gestellt sind. Laut der Studie sind 70 Prozent der 1,4 Milliarden Armen weltweit Frauen und müssen mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen. "Die Stärkung von Frauen ist ein Schlüssel im Kampf gegen Hunger und Armut, der noch zuwenig beachtet wird", sagte Dieckmann.
Als Präsidentin einer der größten Hilfsorganisationen in Deutschland appellierte Dieckmann an Bundeskanzlerin Angela Merkel, nach der Regierungsbildung die Themen Armutsbekämpfung und ländliche Entwicklung in den Mittelpunkt der Entwicklungszusammenarbeit zu stellen. "Deutschland hat trotz wachsender Probleme hierzulande eine globale Verantwortung", betonte sie.
Der Welthunger-Index wurde am Mittwoch zeitgleich in den USA und Kenia veröffentlicht. Danach ist in 29 Ländern die Hungersituation ernst oder sogar gravierend. Erhebliche Fortschritte konnten allerdings seit 1990 in Südasien erreicht werden, in Afrika zumindest kleine.
Nach aktuellen Daten der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) leben die weitaus meisten hungernden Menschen in Entwicklungsländern: 642 Millionen in Asien, 265 Millionen im südlichen Afrika und 53 Millionen in Lateinamerika. In Indien gibt es in absoluten Zahlen die meisten Hungernden (230 Millionen). Der Anteil der Hungernden an der Bevölkerung ist in einigen Staaten Afrikas jedoch wesentlich höher; im Kongo sind es etwa 76 Prozent.
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