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■ Welt Weit GrönlingHackish for newbies 'n nerds

Die meisten Internetbücher sind so überflüssig wie Bedienungsanleitungen für Fahrräder. Wenn das Modem eingerichtet ist und der Brauser spielt, braucht man sie nicht mehr. Wirklich alles, was es über das Netz, die Technik und das „How to“ zu wissen gibt, kann man direkt im Internet erfahren. Man muß nur danach suchen. Hin und wieder fällt einem ein richtiges Highlight in die Hände, das dann auch prompt von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen wird – selbst wenn es ein schlichtes Wörterbuch ist. Kein Mensch ackert ein Wörterbuch komplett durch, auch ich nicht. Außer diesmal. „Net Jargon“ heißt es, ganz akribisch und mit großem Spaß zusammengestellt von Pamela Ann Tabbert und Uwe Kreisel. Ein bißchen Technik kommt auch darin vor. Richtig interessant sind aber die vielen Begriffe, die in der amerikanischen Netz- und Hackerkultur entstanden sind. Manche kann man einfach nicht übersetzen, aber mit der Kraftförster-Methode (nach der TV-Serie „The Power Rangers“) klappt es dann doch. So wird aus dem „Netcrap Neverworker“ der Netzscheiß- Niemalsfunktionierer; „nerds“, „geeks“ und „dweebs“ sind Fuzzis, Fuzzis und Fuzzis – synonyme Begriffe für die sozialpathologischen mouse potatoes, die niemals eine Frau abkriegen (höchstens aus Mitleid), sich von kalter Pizza ernähren und wahrscheinlich zur Ergänzung der Mineralstoffaufnahme auch Popel fressen. Wie Bill Gates schieben sie die rutschende Brille nicht am Bügel, sondern stets am Nasensteg nach oben, was die vielen Fingerabdrücke auf dem Brillenglas erklärt. Auf die Computerprobleme verzweifelter Newbies („komisch, immer wenn ich Ctrl-C drücke, stürzt der Rechner ab“) reagieren sie stets hilfsbereit und zuvorkommend („dann mach das doch nicht!“). Und wenn es mal einen „Network meltdown“, eine Netzwerk-Kernschmelze gibt, werden die Daten kurzerhand per „Sneakernet“ (Turnschuhnetz) übertragen: Diskette in die Jeanstasche und zum Zielrechner joggen. Die Bandbreite eines auf physikalischer Datenübertragung beruhenden Netzes ist kaum zu unterschätzen. Man stelle sich vor, wie viele CD- ROMs in eine 747 passen.

Doch, dieses rororo-Taschenbuch ist ein schönes Stück einer intelligenten Netzkultur. Wem es nicht reicht, der kann sich die original Jargon-Files auch direkt aus dem Internet holen – allerdings ohne die schönen Kraftförster-Übersetzungen. Am aktuellsten ist der Server in Japan: http://huis.huis.hiroshima- u.ac.jp/computer/jargon/ Dieter Grönling

groenling@compuserve.com

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