■ Welt Weit Grönling: Klicken Frauen anders?
Der große Hype sei nun vorbei, heißt es. Und das hysterische Mediengeschrei um Neonazis und Kinderpornos hat sich auch beruhigt. Ist das Internet nun auf dem Weg zu einem richtigen Massenmedium – mit einer Akzeptanz, die auch beim weiblichen Geschlecht über die Fünf- prozentmarke hinausgeht?
Der deutschsprachige Ableger des US-Magazins Cosmopolitan hat nun ein „Computer Special“-Heft herausgebracht. Wieso haben Frauen andere Internet-Bedürfnisse als Männer? Das interessiert mich dann doch, und gleich am Anfang entdecke ich das passende „Natural Spray“ für Netz: Cybersp@ce duftet schön frisch. Und auf die Tasten – fertig – los berichten Frauen von ihren Computererfahrungen. Da dürfen auch ein paar Prominente nicht fehlen. Etwa die unvermeidliche Hillu Schröder: „Ich habe ihn noch nicht begriffen. Meine Tochter Franca hat mich eingeführt. Sie rief das Solitärspiel auf, und während ich verzweifelt die Karten plazierte, meinte sie cool: ,Das muß alles noch viel schneller gehen.‘“ Oder die ebenso unvermeidliche Nina Ruge über ihren Laptop: „... aber leider schluckt er keine Disketten. Das nimmt mir mein nagelneuer Multimedia-PC schwer übel, der giert nämlich nach einer Diskette.“
Die Frau von heute, ständig auf der Suche nach neuen Geschäftsideen, findet auch handfeste Anregungen für ihr Home Office: Single-Freizeitagenturen, Internet-Reisebüros, Outplacement-Training für Arbeitslose, und esoterische Engelsessenzen: „Ich übertrage die Energie der sieben Erzengel auf Öle und Tinkturen und vertreibe sie in weißen, schön geformten Flakons mit selbstgestaltetem Goldetikett.“ Aber das Home Office wird nur dann ein Erfolg, wenn die Frau dabei an ihr Äußeres denkt: „Immer nur im Jogginganzug führt mit der Zeit zu einer laschen Arbeitseinstellung.“ Und natürlich ist es nicht möglich, „mit einem spielenden Kind unterm Tisch zu arbeiten“.
Ein „Internet-Lexikon“ bringt der modernen Frau die nötigen Begriffe bei. Danach ist eine Homepage „die erste Seite, die erscheint, wenn man mit Hilfe des Browsers eine E-Mail- Adresse anwählt“. E-Mail? War das nicht etwas ganz anderes? Gleich mal nachschauen: „Dienst im Internet, mit dem weltweit elektronisch Post versandt werden kann. Zum Empfangen einer E-Mail benötigt man einen Briefkasten, die sogenannte Mailbox. In diese gelangt man durch die E-Mail-Adresse.“
Inzwischen wundere ich mich nicht mehr über den geringen Frauenanteil im Netz. Dieter Grönling
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