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Welche Steigerung ist da noch möglich?

■ betr.: "Wahlkampf mit tödlichem Risiko", taz vom 15.10.90

betr.: „Wahlkampf mit tötlichem Risiko“, taz vom 15.10.90

[...] Uns fiel auf, daß der Täter anfänglich als der Drogenszene zugehörig dargestellt wurde. Als er jedoch die Worte äußerte, daß es ihm egal sei, ob er innerhalb oder außerhalb der Gefängnismauern terrorisiert werde, wurden wir hellhörig.

Danach fiel uns auf, daß die verschiedensten Medien damit begannen, den anfänglich „nur“ Drogenszenezugehörigen zunehmend mehr als psychisch Kranken darzustellen. Die Medieninformationen sprechen inzwischen von Schizophrenie, geistiger Gestörtheit bis hin zu völligem Irrsinn.

Wir fragen uns, welche Steigerung ist da eigentlich noch möglich, davon ausgehend, daß es sich bei seinen Psychiatrieaufenthalten möglicherweise nur um stationäre Entgiftungen handelte?

Enttäuschend fanden wir auch, daß auch die taz den Täter als „offenbar psychisch oder geistig verwirrt und völlig unberechenbar“ darstellte. Da müssen wir doch annehmen, daß regimekritische Äußerungen von ehemaligen Häftlingen oder Drogenabhängigen in Zukunft als Äußerungen von Schizophrenen und Irren dargestellt werden. Michael, Henry, JVA Gießen

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