: Weitere Todesopfer in den besetzten Gebieten
■ 16jährige Palästinenserin bei Demonstration erschossen / Direktor des UNO-Flüchtlingshilfswerkes macht israelisches Militär für den Tod eines Jugendlichen verantwortlich / EG-Außenminister nennen Besatzung „unhaltbar“ und befürworten internationale Nahost-Konferenz
Jerusalem/Bonn (ap/afp) – Die anhaltende Revolte in den israelisch besetzten Gebieten hat offenbar zwei neue Todesopfer gefordert. Der Palästinensische Pressedienst meldete, in dem Dorf Attil bei Nablus (Westbank) sei eine 16jährige Palästinenserin von Soldaten erschossen worden, die versucht hatten, eine Demonstration auseinanderzutreiben. Bereits am Montagabend habe ein israelischer Siedler in Kfar Kaddum den 25jährigen Palästinenser Abdel Basit Abdullah erschossen, hieß es unter Berufung auf Augenzeugen. Einem Bericht der Jerusalem Post zufolge fuhr der Siedler zusammen mit einem anderen in einem VW-Bus in das Dorf. Als sie auf eine Straßensperre gestoßen seien, sei der Fahrer ausgestiegen und habe mit einem Automatikgewehr das Feuer auf die umstehenden Palästinenser eröffnet. Nach neutraler Zählung sind seit Beginn der Unruhen im Dezember in den besetzten Gebieten 49 Palästinenser ums leben gekommen, offizielle israelische Angaben sprechen von 39 Toten.
Unterdessen hat der britische Direktor des UNO-Flüchtlingshilfwerks UNRWA im Gaza- Streifen, Bernard Mills, das israelische Militär für den Tod eines 15jährigen Palästinensers verantwortlich gemacht. Der Jugendliche war in der Nacht zum Montag im Flüchtlingslager Bureij erschlagen aufgefunden worden. Soldaten hätten den Jungen und seinen Vater in deren Haus zusammengeschlagen und in einem Jeep weggebracht, erklärte Mills. Ein Sprecher der israelischen Armee wies dagegen jede Beteiligung israelischer Soldaten zurück. In einer am Montag veröffentlichten Erklärung äußerten die Außenminister der Europäischen Gemeinschaft ihre „tiefe Besorgnis“ über die sich verschlimmernde Lage in den besetzten Gebieten. Sie kritisierten die Siedlungspolitik und die repressiven Maßnahmen Israels, die eine Verletzung des Völkerrechts und der Menschenrechte darstellten. Der status quo der Besatzung wurde von den EG-Ministern als „unhaltbar“ bezeichnet.
Zugleich sprachen sich die Minister für eine internationale Nahost-Friedenskonferenz unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen aus. Sie sehen darin „den geeigneten Rahmen für die erforderlichen Verhandlungen“ zwischen den direkt betroffenen Parteien. An die Adresse der USA richtete sich ein Passus der Erklärung, in der die EG alle Anstrengungen begrüßt, die darauf gerichtet sind, „der Suche nach einer Verhandlungsregelung des Konflikts neue Impulse zu verleihen.“ Anders als die EG oder die UNO setzen die USA auf eine „Zwischenlösung“ für die Palästinenser in den besetzten Gebieten.
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